Ausgabe 04/2007
Service statt skandalöser Umverteilung
Lothar Schröder ist Mitglied des ver.di-Bundesvorstands und Leiter des Fachbereichs Telekommunikation und Informationstechnologiefoto: privat
Der Telekom laufen die Kunden weg und ihr brechen die Umsätze ein. Der Unternehmensvorstand will das Ruder herumreißen, indem er weitere Arbeitsplätze abbaut, Arbeitszeiten erhöht, Standorte schließt, Löhne senkt und Einkommensbestandteile unsicher macht. Der Skandal: Künftig sollen Beschäftigte sogar mit 1151 Euro monatlich nach Hause gehen, wo bisher fast das Doppelte verdient wurde. Statt mit ausreichend motiviertem Personal den Service zu verbessern, soll ein Verteilungsskandal in einer nie da gewesenen Schärfe umgesetzt werden.
ver.di geht es um Schutz der Konditionen der vorhandenen Beschäftigten, ein vernünftiges Tarifniveau in den neuen Telekom-Gesellschaften und um beschäftigungspolitische Stabilität. Eine Branchenstudie bestätigt die ver.di-Position. Ein guter Service ist den Kunden noch wichtiger als der Preis. Das Management schätzt die Kundenbedürfnisse falsch ein.
Die Telekom braucht keine drei neuen Service-Gesellschaften, sondern mehr Stabilität. Die Beschäftigten brauchen ein stabiles Arbeitsumfeld, humane Arbeitsbedingungen, eine funktionsfähige Informationsverarbeitung und vor allem aus-reichend Kolleginnen und Kollegen, die sich mit ihnen um die Kundenwünsche kümmern. Erfahrung darf nicht aus dem Unternehmen gedrängt werden. Statt die Löhne auf ein Existenzminimum runter zu knüppeln, müssen Bedingungen geschaffen werden, in denen sich das Engagement und die Leistungskraft der Beschäftigten entfalten können.
Die ver.di-Mitglieder wehren sich gegen die Pläne des Telekom-Vorstands. 13000 Demonstranten in Bonn waren der Anfang. Die weiteren Proteste brauchen Solidarität. Auch, weil es hier nicht nur um die Arbeitsbedingungen der Telekom-Beschäftigten geht, sondern um ein Abrutschen des gesamten Call-Center- und Telekommunikationsbereiches in Richtung Niedriglohnsektor zu verhindern - mit allen Folgen, die dies auch für Sozialversicherungen, die Binnenkaufkraft sowie die Wirtschafts- und Beschäftigungsstruktur insgesamt hätte. Es geht auch darum, ein falsches Vorbild für den Umgang mit den Arbeitnehmer/innen zu verhindern, die auch andere Branchen prägen könnte.