Münsterplatz Mainz

Die Beschäftigten der Mainzer Sparkassen-Informatik wehren sich dagegen, an entfernte Standorte versetzt zu werden

Im Mai 2006 wurde es offiziell: Die Geschäftsleitung der Sparkassen-Informatik plant, vier von neun Standorten zu schließen. Auch Mainz mit rund 150 Arbeitsplätzen gehörte dazu. Nach einer intensiven Diskussionen auf einer Betriebsversammlung im Herbst waren sich Belegschaft und ver.di einig, dass der Standort nicht kampflos aufgegeben wird.

Seit dem Streikaufruf Ende Mai ringen nun ver.di-Tarifkommission und Betriebsräte gemeinsam um den Abschluss eines Sozialtarifvertrages. Anfang September vereinbarte die Gewerkschaft mit dem Arbeitgeber Verhandlungen. Zugleich geht der Protest der Beschäftigten weiter. Rund um die Uhr findet auf dem Münsterplatz in Mainz eine Mahnwache statt. Die Streikenden wehren sich dagegen, an entfernte Standorte wie Fellbach oder München versetzt zu werden.

ver.di PUBLIK | Wie geht es Euch nach 19 Wochen Streik?

Die Streikenden | Urlaubsreif. Der Streik strengt deutlich mehr an als die normale Berufstätigkeit. Wir sind die ganze Zeit über damit beschäftigt, uns mit Existenzfragen auseinander zu setzen.

Noch kribbeliger sind allerdings die Familien zu Hause und der Freundeskreis, die ja zur Passivität verdammt, aber genauso betroffen sind.

ver.di PUBLIK | Was hat Euch 19 Wochen lang bei der Stange gehalten?

Die Streikenden | Bevor es losging, hatten viele Angst vorm Streiken. Aber als wir dann dabei waren, gab es kein Zurück. Das Gefühl, dass wir uns nicht alles gefallen lassen müssen und dass wir uns wehren können, tut sehr gut. In den Streikwochen haben wir uns untereinander viel besser kennengelernt. Wir sind ein richtiges Team geworden. Es gibt immer mal kontroverse Diskussionen zum Beispiel über Strategien - Menschen sind halt unterschiedlich. Dennoch haben wir uns letztlich immer einigen können. Unsere gemeinsame Position stärkt vor allem diejenigen, die uns in den Tarif- und Verhandlungskommissionen vertreten.

Sehr wichtig war uns auch der Rückhalt von ver.di. Für alle, die uns bisher unterstützt haben, schien es ein persönliches Anliegen zu sein, das Beste für uns rauszuholen. Insbesondere fühlen wir uns von der Verhandlungsführung gegenüber einer starrköpfigen und unnachgiebigen Geschäftsführung sehr professionell vertreten. Das tut gut, hier Vertrauen und Sicherheit zu haben.

ver.di PUBLIK | Auf welches Ergebnis hofft Ihr?

Die Streikenden | Wir haben gehofft, alle Standorte zu erhalten. Das wäre sicher gelungen, wenn noch mehr Kolleginnen und Kollegen gestreikt hätten. Jetzt kämpfen wir darum, dass möglichst alle nach Frankfurt versetzt werden oder Telearbeitsplätze erhalten. Im Verlauf der Verhandlungen wurden hier schon Zugeständnisse gemacht. Das ist der Erfolg unseres Arbeitskampfes!