Ausgabe 12/2007
Billigware wird teuer bezahlt
Internationale Aktionen gegen Discounter zum Tag der Menschenrechte
10. Dezember - Internationaler Tag der Menschenrechte. In diesem Jahr wollen Gewerkschaften und engagierte Gruppen auf die Folgen von Lohn- und Preis-Dumping durch Discounter aufmerksam machen. Vor der Lidl-Zentrale in Neckarsulm versammeln sich ver.dianer und andere Aktive und fordern von der Unternehmensführung, einen vorformulierten Verhaltenskodex zu unterschreiben. Italienische Gewerkschafter wollen im Parlament eine Lesung des Lidl-Schwarzbuchs veranstalten. In der Schweiz protestieren Nichtregierungsorganisationen gegen den Vormarsch von Aldi. Gemeinsam mit der polnischen Solidarnosc, der französischen CGT und der tschechischen OPSO plant ver.di Aktionen auf Grenzbrücken und vor Filialen. Im Zentrum steht erneut Lidl. Die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen des Discounters sind inzwischen international bekannt. Zudem zerstört er mit Dumpingpreisen vielerorts den traditionellen Einzelhandel. In Deutschland verkaufen mittlerweile fünf Supermarkt- oder Discounterketten 70 Prozent der Lebensmittel. In Finnland, Schweden und Irland ist die Konzentration noch weiter fortgeschritten. Die Einzelhandelsgiganten sind auch in der Dritten Welt immer präsenter. Waren Supermärkte und Discounter in Lateinamerika vor zehn Jahren kaum verbreitet, wickeln sie dort heute über die Hälfte des Lebensmittelhandels ab.
Der Preiskrieg zwischen den internationalen Großkonzernen hat nicht nur negative Folgen für Beschäftigte in den Läden. Die Discounter und Supermärkte nutzen ihre Einkaufsmacht, um Lieferanten unter Druck zu setzen. Verdiente ein lateinamerikanischer Arbeiter auf einer Bananenplantage vor sieben Jahren noch zwölf bis 15 US-Dollar am Tag, bekommt er heute bestenfalls noch acht. Außerdem kommen in der Regel nur Produzenten als Lieferanten in Frage, die zuverlässig und billig große Mengen liefern. Das hat in Kenia dazu geführt, dass nur noch 18 Prozent der Exportfrüchte und -blumen von Kleinbauern geliefert werden; Mitte der 90er Jahre hatten sie einen Marktanteil von 70 Prozent. aJE