Beach House: Devotion | Traurigsein ist eine Kunst. Und kaum jemand beherrscht sie dieser Tage so formvollendet wie Beach House. Das Duo aus Baltimore mag musikalisch dem schon einige Zeit in den USA grassierenden Neo-Folk nahe stehen, aber mit wackliger Slide-Gitarre, schwummriger Orgel und ganz viel Hall entsteht noch lange kein simpler Neuaufguss alter Sixties-Sentimentalität. Vielmehr fertigen Victoria Legrand und Alex Scally auch auf ihrem zweiten Album Devotion, beflügelt von berückenden Melodien und ätherischen Harmonien, morbide Schönheit zwischen Schwindsucht und Suizid. Das Ergebnis ist viel zu federleicht, um düster zu sein, viel zu fein gesponnen für trübe Stimmungen. Aber selten klang Melancholie so konsequent, Verzweiflung so schläfrig, und niemals zuvor war der Herbst so sehr eine Haltung, die man hören kann. Während der Rhythmus wie verloren vor sich hin rumpelt, singt Legrand von der Liebe als Krankheit, von einsamen Nächten und verlassenen Tagen und hebt dabei doch kaum die Stimme, als ginge sie das ganze Leid gar nichts an. So scheint es fast, als wäre Nico, zu früh verblühte Muse von Lou Reed und Andy Warhol, von den Toten wiederauferstanden. Und das nur, um sich gleich wieder aufs Sterbebett zu legen.

TO

CD, BELLA UNION/ COOPERATIVE MUSIC/ UNIVERSAL


Bajofondo: Mar Dulce | Die riesige Trichtermündung des Rio de la Plata ist tatsächlich wie ein "Mar Dulce" (Süßwasser-Meer). In ihren Metropolen-Anrainern Buenos Aires und Montevideo sprudeln Tango, Milonga, Candombe, Murga und noch viele andere musikalische Quellen. Bajofondos Mastermind, Gustavo Santaolalla, hat sich international einen Namen gemacht als Musiker, Produzent und als Oscar-dekorierter Filmkomponist für Soundtracks wie Die Reise des jungen Ché und Brokeback Mountain. Daneben ist er Gewinner eines Grammys sowie immerhin von neun Latin Grammys - einer davon für Bajofondos Debüt Tangoclub. 2002 gründet Santaolalla das Projekt, um den neuen, urbanen Sound der La-Plata-Region zu erforschen. Aus dem einstigen Kollektiv ist eine feste neunköpfige Band erwachsen, die mit viel Sinn für Dramatik Rock, Hip Hop, DJ-Sounds, Minimalismus, Elektrobeats und natürlich Tango in immer neuen Konstellationen verbindet. Die eingeladenen Gäste unterstreichen die Weltgewandtheit des Latino-Ensembles, sei es die portugiesischstämmige Sängerin Nelly Furtado, die andalusische Rapperin Mala Rodriguez, die uruguayische Sanges-Diva Lágrima Ríos oder Popsänger Elvis Costello.

RIX

CD, UNIVERSAL


Asa: Asa | Viele Jahre lang war sie sauer auf ihre Eltern, weil die sie im Alter von zwei Jahren aus ihrer Geburtsstadt Paris mit zurücknahmen nach Lagos in Nigeria. Heute ist die 25-jährige Bukola Elemide alias Asa ihnen dankbar. Denn in Afrika entwickelte die Diplomatentochter ihren Traum, Sängerin zu werden. Dank eines Musik-Stipendiums kehrte sie zurück nach Paris, traf afrikanische Künstler wie Manu Dibango oder Richard Bona und feilte an ihrem Stil. Das jetzt auch in Deutschland erschienene Debüt-Album der in Frankreich als Star gefeierten Asa zeichnet sich durch warme, melodiöse Soul-Songs aus, neben der akustischen Gitarre behutsam begleitet von Hammondorgel, Streichern und Schlagzeug.

VICK

CD, NAIVE / INDIGO