WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG 19. DEZEMBER 2007

Reizklima gut für Verdi

Gierige Manager und zulangende Politiker sorgen für einen Stimmungswandel. Immer mehr Arbeitnehmern drängt sich der Eindruck auf, dass die da oben von denen da unten kassieren. Höhere Steuern, steigende Preise und ein Aufschwung, der nicht ankommt. Das Reizklima kommt den Gewerkschaften zugute. Viele Jahre schluckten Verdi & Co unappetitliche Happen, verhalfen der Volkswirtschaft mit ihrer Zurückhaltung zu neuer Wettbewerbsfähigkeit. Nun wollen die Beschäftigten ihren Vorschuss zurück.


DIE TAGESZEITUNG 14. JANUAR 2008

Es könnte ein Ansporn sein

Nach Cockpit und dem Marburger Bund hat zum dritten Mal eine kleine Gewerkschaft den großen vorgemacht, dass bessere Abschlüsse möglich sind. Sie haben hemmungslos die Macht genutzt, die ihnen ihre Mitglieder geben. Denn tatsächlich stehen Zug, Flugzeug und Krankenhäuser still, wenn Lokführer, Piloten und Ärzte es wollen. Man kann ihnen Mangel an Solidarität vorwerfen. Man kann das aber auch als Ansporn sehen. Wenn sich Transnet, Ver.di und Co in den kommenden Runden ebenfalls weniger schnell zufrieden geben, dann profitieren künftig alle Beschäftigten vom neuen Wettbewerb der Gewerkschaften.


FRANKFURTER RUNDSCHAU 26. JANUAR 2008

Poltern vor dem Streik

Mit einer saftigen Lohnforderung sind die Gewerkschaften in die Tarifrunde des öffentlichen Dienstes eingestiegen. Mit einer Provokation schlagen die Arbeitgeber zurück. Fünf Prozent mehr Geld bieten sie den Polizisten, Krankenschwestern, Müllmännern - auf dem Papier. Berücksichtigt man, dass sich dieses Plus auf zwei Jahre verteilt und die Arbeitnehmer länger arbeiten sollen, wird aus dem vermeintlichen Angebot ein Forderungspaket der Arbeitgeber. Für manchen Beschäftigten würde der Stundenlohn sogar sinken. Insofern lässt sich nachvollziehen, dass Verdi und Deutscher Beamtenbund nach Kräften poltern.


DER SPIEGEL 6/2008

Mehr muss her

Selten hat sich die Stimmungslage in so kurzer Zeit so sehr geändert wie zwischen dem Zeitpunkt, als die Gewerkschaften ihre Forderungen für die diesjährige Lohnrunde beschlossen, und jetzt, da sie beginnen, diese Forderungen durchzusetzen. Nun müssen sie sich fragen lassen, ob die Wirtschaft in dieser kippeligen Situation Lohnerhöhungen von fünf, acht oder gar zehn Prozent verkraften kann. Die Gewerkschaften wollen sich nicht beirren lassen. Sowohl Ver.di als auch die IG Metall wollen acht Prozent, beide sehen die Zeit für üppige Gehaltszuwächse gekommen.