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In Baden-Württemberg gab es schon im Dezember einen Erfolg, andernorts geht es langsamer voranFoto: Pius Koller/imago

Einen regional unterschiedlichen Verlauf nimmt die Tarifrunde für die Beschäftigten in der Wach- und Sicherheitsbranche. Während es in einigen Bundeländern bereits Abschlüsse gibt, liegen andernorts ver.di und die Arbeitgeber in den Verhandlungen noch weit auseinander.

Die gewerkschaftliche Tarifkommission in Baden-Württemberg gelangte zügig zum Erfolg. Nach drei Verhandlungsrunden wurde Mitte Dezember vereinbart, dass es für die 19.000 Beschäftigten der Branche 6,9 Prozent mehr Entgelt gibt, für die Bewachung "kerntechnischer Anlagen" 7,4 Prozent. Für den Nachwuchs gibt es pro Ausbildungsjahr 100 Euro mehr im Monat. Die Laufzeit beträgt 12 Monate. Als "eine mehr als verdiente Lohnerhöhung" für Menschen, die "bei Wind und Wetter rund um die Uhr für unsere Sicherheit" arbeiten, bezeichnete ver.di-Verhandlungsführerin Eva Schmidt den Abschluss.

Weitere Abschlüsse

In Bayern gab es einen zweigeteilten Abschluss, erläutert Christian Schadow, ver.di-Gewerkschaftssekretär für die Wach- und Sicherheitsbranche. Ein Entgeltplus von 7,3 Prozent konnte für die Bewachung "kerntechnischer Anlagen" durchgesetzt werden. Für die unteren Einkommensgruppen in den allgemeinen Wach- und Sicherheitsbereichen wird es nur bis zu 3,5 Prozent mehr Entgelt geben. Der Grund dafür sei in einem sehr geringen gewerkschaftlichen Organisierungsgrad der Beschäftigten in der allgemeinen Bewachung zu sehen, so Schadow. "Damit können wir natürlich nicht den nötigen Druck in Tarifverhandlungen ausüben."

In Sachsen-Anhalt und Thüringen kam am 12. Januar ein Abschluss zwischen ver.di und dem Bundesverband der Sicherheitswirtschaft zustande, ab Februar mit Erhöhungen von 6,92 Prozent für die allgemeinen Wach- und Sicherheitsbereiche, für angelernte Fachkräfte von 7,5 Prozent und ab 1. Januar 2025 weitere 5 Prozent für alle.

In Hamburg kam es am 18. Januar zu ähnlichen Abschluss, in Bremen am 24. Januar schon in der ersten Verhandlungsrunde. Kolleg*innen aus der Wach- und Sicherheitsbranche gingen vor dieser ersten Runde auf die Straße, um die Bedeutung ihrer Forderungen nach deutlich mehr Entgelt zu untermauern. Immer häufiger sei zu hören, dass es "Arbeit ohne Ende, aber keine Leute" gebe, hieß es im Demo-Aufruf. Auch habe die anhaltende Inflation längst die letzte Entgelterhöhung vom Mai 2023 aufgefressen. Viele Beschäftigte suchten deshalb nach beruflichen Alternativen. Und dabei zeige sich, dass viele Branchen auch Ungelernte erheblich besser entlohnen als Unternehmen des Wach- und Sicherheitsgewerbes. Das hat offenbar auch Eindruck auf die Arbeitgeber gemacht und zum Erfolg gleich in der Auftaktverhandlung geführt.

Hier wird noch verhandelt

In Nordrhein-Westfalen rief ver.di Mitte Januar landesweit zu einem eintägigen Warnstreik auf, nachdem es während der ganzen Woche an ausgewählten Bewachungsobjekten Warnstreiks gegeben hatte. Hier hatten die Arbeitgeber in der dritten Verhandlungsrunde ihr Angebot nicht verbessert und am Ende auch keinen neuen Termin angeboten. Die angebotenen 6,9 Prozent bei einem Monat ohne Lohnerhöhung wies ver.di zurück, da die Beschäftigten der Sicherheitsbranche unter den starken Steigerungen der Lebenshaltungskosten besonders leiden, während die Umsätze in der Branche steigen. Die ver.di-Forderung in NRW liegt bei 15 Prozent mehr Entgelt für alle Lohngruppen, mindestens 2 Euro mehr pro Stunde bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Für die Auszubildenden sind 200 Euro mehr pro Ausbildungsjahr gefordert.

In Hessen hatte ver.di ebenfalls im Januar zu Streiks aufgerufen, da sich die Arbeitgeber in der letzten Verhandlungsrunde nicht bewegt haben. Besonders sauer aufgestoßen ist der ver.di-Tarifkommission, "dass die angebotenen Erhöhungsschritte teilweise sogar noch deutlich unter denen anderer Bundesländer kommen sollen", heißt es in einem Flyer von ver.di Hessen. Weniger Geld und späterer Laufzeitbeginn gegenüber Bayern und Baden-Württemberg lehne man klar ab. "Wir brauchen eine kräftige Lohnerhöhung und keine Kleckerbeträge und Leermonate!"

Regional könnte die Tarifrunde in der Wach- und Sicherheitsbranche nach derzeitigem Stand also noch etwas andauern.