Ausgabe 03/2008
Denkhilfe für Arbeitgeber
Der Rhythmus, wo man mit muss: Auf der Zeil in Frankfurt schwingen sich Beschäftigte auf 6,5 Prozent ein
DSL, neues Handy, Flatrate - das sind Stichworte für einen T-Punkt der Telekom. 700 dieser Verkaufsstellen gibt es bundesweit, in Hessen 60. Und diese Läden sehen in der Regel nicht nur gut aus, sie laufen auch gut und schreiben für ihren Mutterkonzern eine Erfolgsstory: Unternehmensgewinne in zweistelliger Millionenhöhe, Umsatzplus von 30 Prozent, satte Erhöhung der Dividenden. Wie das möglich ist auf dem hart umkämpften Markt der Telekommunikation? Die Beschäftigten legen sich ins Zeug! Aber gerade sie haben bislang am wenigsten von ihrem Erfolg.
Ein Verkäufer geht zurzeit mit 1100 Euro netto nach Hause (1900 brutto) - wenn alles gut geht. Das heißt, wenn er zu 100 Prozent die Leistungsziele erreicht hat. 70 Prozent seines Einkommens zählen als fester Bestandteil, 30 Prozent sind variabel, abhängig vom Erfolg. Unter diesen Voraussetzungen könnte man annehmen, dass der Konzern Telekom etwas für seine Beschäftigten übrig hat. Weit gefehlt, wie die laufende Tarifrunde gezeigt hat. Auf die Forderung von ver.di nach 6,5 Prozent mehr Lohn für die nächsten zwölf Monate reagierte man mit absurden Angeboten und einem Ultimatum. Da kam enormer Unmut auf.
Mitte Februar fanden schließlich vor rund 30 T-Punkten in der gesamten Republik Warnstreiks statt. Auch in Hessen zeigten die Beschäftigten eine hohe Bereitschaft, sich für ihre Forderungen einzusetzen. An zwei Tagen streikten sie in Fulda, Korbach, Bad Homburg, Offenbach, Dreieich, Michelstadt und Darmstadt. Auch in Frankfurt auf der Zeil konnten sie am 23. Februar keine Rücksicht darauf nehmen, dass der Samstag ein verkaufsstarker Tag ist. Vielleicht unterstützt das die Arbeitgeber beim Nachdenken über ein vernünftiges Angebot. "Die Beschäftigten können erwarten, dass ihr enormer Einsatz honoriert wird", sagt Brigitte Reinelt. Die hessische Fachbereichsleiterin findet es "makaber", dass der Konzern mit ein paar Millionen ein Opernhaus in Bonn sponsert, den Beschäftigten gegenüber aber die Taschen zuhält.REB