Aktuelle Studie über die Arbeitsbedingungen der Frauen in Textilfabriken

Das T-Shirt für zwei Euro, Kinderjeans für fünf Euro - das gibt es, wenn auch nur beim Textildiscounter KiK oder bei Lidl und Aldi. Der wahre Preis ist hoch. Zuschneiderinnen und Näherinnen ermöglichen ihn, zum Beispiel in Bangladesch, und bezahlen ihn mit ihrer Gesundheit und Lebensqualität.

Wer bezahlt unsere Kleidung bei Lidl und KiK? lautet der Titel einer Broschüre, die die Kampagne für Saubere Kleidung mit ihren Trägerorganisationen Inkota-Netzwerk, Netz Bangladesch, Terre des Femmes und dem ver.di-Bereich Politik und Planung herausgegeben hat. Mehrere Beiträge befassen sich mit den Arbeitsbedingungen in sechs Textilfabriken in Bangladesch, die Lidl und KiK mit Textilien beliefern. Die Untersuchung der Fabriken durch das "Alternative Movement for Ressources and Freedom Society" (AMRF) findet sich in der Studie neben Erfahrungsberichten von Arbeiterinnen. Sie berichten über willkürliche Lohnkürzungen, verspätete Auszahlung des Lohns und Kündigungen. Auf 16 bis 25 Euro wurde der Mindestlohn in Bangladesch heraufgesetzt - monatlich. Doch auch diesen Lohn erhalten nicht alle Arbeiterinnen.

Ohne die enorme Nachfrage der Discounter nach Billigsttextilien wären die Arbeitsbedingungen so kaum haltbar. Der Druck auf die Lieferanten nimmt zu: Produziert werden muss schnell, von den Herstellern wird erwartet, Stoffe und andere Materialien vorzufinanzieren. Am Ende stecken im Preis für ein T-Shirt ein Prozent Lohnkosten, aber 25 Prozent Markenwerbungskosten.

Die Aldi-Zulieferer

Bereits 2007 hat das Südwind-Institut in seiner Studie All die Textilschnäppchen - nur recht und billig? die Arbeitsbedingungen bei Aldi-Zulieferern in China und Indonesien beschrieben, die denen der Textilarbeiterinnen in Bangladesch ähneln (ver.di PUBLIK 05_ 2007). Als Reaktion auf diese und andere Veröffentlichungen traten Lidl und Aldi der europäischen "Business Social Compliance Initiative" (BSCI) bei, die allerdings unternehmensgeleitet ist und nicht mit Gewerkschaften und NGOs kooperiert. Schließlich hatten unabhängige Sachverständige festgestellt, dass Lidl und Aldi zu den europäischen Großunternehmen gehören, die ihrer sozialen Verantwortung am wenigsten gerecht werden: Im "Good Company Ranking 2007" nahmen sie die Plätze 118 (Aldi) und 119 (Lidl) von 120 ein. Bewertet wurden u. a. der Umgang mit Mitarbeitern, soziales Engagement, Umweltschutz und Transparenz.Gudrun Giese

Kampagne für Saubere Kleidung (Hg.), Wer bezahlt unsere Kleidung bei Lidl und KiK?, erhältlich über Inkota-Netzwerk, Tel. 030/4289111

Südwind-Institut (Hg.), All die Textilschnäppchen - nur recht und billig?, Siegburg 2007, 96 S., 5 €, Südwind e.V., Fax 02241/51308.

www.suedwind-Institut.de/downloads/Aldi-Broschuere_dl.pdf