Für alle Fälle eine Übergabe: Schichtwechsel

ver.di lädt ein: Arbeiten Sie im Krankenhaus!

"Zimmer zwei. Herr Müller hat heute durchgeschlafen und keine Schmerzmittel gebraucht. In der Mitte Herr Schmitt hatte Schwierigkeiten mit der Luft. Er muss heute zum Röntgen, das hat gestern nicht mehr geklappt."

Es ist sechs Uhr morgens, im Klinikum Idar-Oberstein ist Schichtübergabe. Auf Station 14 hatte Schwester Katharina neun Stunden Nachtdienst und teilt ihren vier Kolleginnen, die die Tagesschicht übernehmen, Bett für Bett, Patient für Patient mit, was in der Nacht los war und worauf sie am Tag achten müssen.

Das ist tägliche Routine, nur heute schneiden und schreiben die Medien mit. Landtagsabgeordneter Hans Jürgen Noss und Oberbürgermeister Bruno Zimmer (beide SPD) hören aufmerksam zu. Sie sind einer Einladung von ver.di gefolgt, um sich aus erster Hand über die Arbeitsbedingungen im Krankenhaus zu informieren. Während aus ganz Deutschland Sonderzüge mit Klinikbeschäftigten zur Demo nach Berlin fuhren, hatte Katharina Milberger eine nach ihren Maßstäben ruhige Nacht. Sie war allein für 36 Patient/innen zuständig, die Station ist überbelegt. Mindestens dreimal war sie in jedem Zimmer, hat nach den Patient/innen geschaut, Injektionen gegeben, Infusionen und Verbände ausgewechselt, Monitore überprüft und alles sorgfältig dokumentiert.

Noch 35 Patient/innen

Kurz nach Dienstbeginn ist eine Patientin gestorben. "Was bedeutet das für Sie, wenn jemand stirbt?" wird sie gefragt. Sie hatte festgestellt, dass etwas nicht stimmt, den Puls gefühlt, den Arzt gerufen, die Formalitäten vorbereitet und dem Sohn beigestanden. Viel Zeit blieb ihr nicht, denn es warteten noch 35 Patient/innen auf sie. "Ich denke schon darüber nach, aber irgendwann muss ich damit abschließen, sonst ist das nicht gut für mich."

Die Übergabe geht weiter, die Zeit drängt. Die Schwestern der Frühschicht müssen in jedes Zimmer gehen, alle Patient/innen überprüfen, Injektionen für einen Großteil von ihnen aufziehen, Dokumentationen und Neuaufnahmen vorbereiten, Betten machen.

Die Pflegedienstleiterin berichtet, dass es im Krankenhaus keinen Personalabbau gegeben habe, allerdings sei die Zahl der Patient/innen erheblich gestiegen. Würden die Beschäftigten nicht so oft ihre freien Tage opfern, wäre der ganze Betrieb gefährdet. Durch Überstunden, sagt die Pflegeleiterin, werde die Arbeit von insgesamt 25 Vollzeitbeschäftigten aufgefangen.

Nach einer halben Stunde ist die Übergabe fertig, die Nachtschwester trinkt noch ihren Kaffee und macht sich auf den Heimweg. Für die Tagschicht beginnt die Arbeit.