Arbeitsbelastung auf dem Prüfstand

HANNOVER | Arbeitsplätze sichern, Überlastung verhindern, Beschäftigte qualifizieren: Das sind die wichtigsten Eckpunkte der jetzt abgeschlossenen Betriebsvereinbarung zwischen Personalrat und Vorstand der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Konkret heißt das, betriebsbedingte Kündigungen für die knapp 8000 Beschäftigten des Klinikums sind in den nächsten fünf Jahren ausgeschlossen.

Mehr Auszubildende

"Die MHH wächst. Wir bewegen uns gegen den Trend und sind sehr froh darüber", sagt MHH-Personalratsvorsitzender Simon Brandmaier (ver.di). Es gebe nicht viele Unternehmen, die sich momentan so langfristig festlegten. Die neue Betriebsvereinbarung regelt eine Vielzahl von Einzelpunkten. Neben dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 2013 sollen auch Azubis nach dem Ausbildungsende bei Bedarf und Eignung obligatorisch übernommen werden. Mehr noch: Die Zahl der Auszubildenden im gewerblichen Bereich, wozu unter anderem medizinische Fachangestellte, Kaufleute und Mitarbeiter in den Werkstätten zählen, soll sich von derzeit 80 auf 100 Azubis erhöhen.

"Der Erfolg der Hochschule, die zu den führenden Universitätskliniken in Deutschland zählt, wurde aber auch auf dem Rücken der Kolleg/innen erkämpft", sagt Brandmaier. Die große Überstundenproblematik, unsichere freie Tage und die Vielzahl der Schwersterkrankungen mit besonders zeitaufwändiger, intensiver Pflege führen immer wieder zu Crash-Situationen. Daher soll sich ein neues Gremium speziell mit dem Thema Überlastung befassen und durch Umverteilung von Ressourcen für Abhilfe sorgen. Ziel ist es, ein analytisches Personalbemessungssystem einzuführen. Doch bis dahin sei es noch ein ganzes Stück Weg. Man verteile die Budgets nach Bedarf, bewerte Beschwerden und suche flexible Lösungen, so Brandmaier.

Ausgründungen verhindert

An der MHH hat es der Personalrat bislang geschafft, Ausgründungen - mit Ausnahme der Reinigung - zu verhindern. Bereiche wie Küche, Wäscherei und Transportwesen gehören zur Hochschule. In Extremfällen haben andere Krankenhäuser inzwischen sogar externe Pflegedienstleitungen. So weit soll es in Hannover nicht kommen. Und auch die Leiharbeit ist im Promillebereich angesiedelt. "Wir werden gemeinsam Prozesse optimieren und Leistungen auch am Markt anbieten, vor allem aber viel aus eigenen Ressourcen schöpfen", so Brandmaier. Dazu zählt auch die Qualifizierungsoffensive, um das Personal fit für die Zukunft zu machen.red