eine Gesellschaft muss sich auch daran messen lassen, wie sie mit ihren älteren und alten Menschen umgeht. Und da stehen wir nicht gerade gut da. Im Gegenteil. In unserem hoch entwickelten, reichen Land müssen hunderttausende Rentnerinnen und Rentner arbeiten gehen. Nicht etwa, weil sie sich eine schicke Reise leisten möchten, die sie ihr langes Arbeitsleben lang schon immer mal gerne gemacht hätten. Nein, sie gehen arbeiten, weil ihre Rente zum Leben nicht reicht. Weil die Miete, die Heizung und der Einkauf bezahlt werden müssen.

Und es werden immer mehr. Allein in den Jahren von 2003 bis 2007 ist die Zahl der Rentnerinnen und Rentner, die in einem Mini-Job arbeiten müssen, um knapp 30 Prozent auf 723 000 gestiegen. Diese Zahl, die auf Angaben der Bundesagentur für Arbeit beruht, haben die Gewerkschaften ver.di und Nahrung-Genuss-Gaststätten gerade veröffentlicht. Eine beschämend hohe Zahl, die jedoch das ganze Ausmaß der Rentner-Fron wohl allenfalls andeutet. Schließlich zählt die Bundesagentur in ihrer Statistik nur die Rentnerinnen und Rentner, die einem offiziell angemeldeten Mini-Job nachgehen, nicht aber all jene, die sich mit vielerlei Gelegenheitsarbeiten durch den so genannten Ruhestand schlagen müssen. „Sollen sie doch zum Amt gehen”, tönt es dazu schnöde von den Stammtischen der neoliberalen Politstrategen. Ja, ja, schon klar, verhungern muss hierzulande keiner – und wenn er sich schämt, zum Sozialamt zu gehen, dann soll er sich nicht so haben. Oder eben arbeiten gehen. Man sieht es ja, es geht doch. Schlimm, dass von der neuen Regierungskoalition keine Abkehr von dieser zynischen Politik zu erwarten ist – sondern im Gegenteil nur noch mehr Druck. Und das schreit nach Gegendruck.

Die nächste ver.di PUBLIK erscheint Mitte November. Bis dahin Ihnen und Euch eine gute Zeit

MARIA KNIESBURGES, CHEFREDAKTEURIN DER VER.DI PUBLIK