Stehende Ovationen gab es für den ver.di-Vorsitzenden Frank Werneke nach seiner Wahl. 92,5 Prozent der Delegierten hatten für ihn gestimmt. Als Stellvertreterinnen wurden Andrea Kocsis (91,3 Prozent) und Christine Behle (93,5) bestätigt. Kocsis leitet zudem den Fachbereich Postdienste, Speditionen und Logistik, Behle den für öffentliche und private Dienstleistungen, Sozialversicherung und Verkehr. Als Vertreter*innen der Fachbereiche wurden Christoph Schmitz (Finanzdienste, Kommunikation und Technologie, Kultur, Ver- und Entsorgung) mit 92,2 Prozent und Sylvia Bühler (Gesundheit, Soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft) mit 86,9 Prozent für den Bundesvorstand bestätigt. Neu in den Bundesvorstand gewählt wurde Silke Zimmer (91 Prozent), sie leitet jetzt den Fachbereich Handel. Zudem wurden drei weitere Mitglieder in den ver.di-Bundesvorstand gewählt: ebenfalls als neues Mitglied Rebecca Liebig (94,7), Detlef Raabe (93,2; er wurde erstmals vom Bundeskongress gewählt, hatte aber schon während der letzten Amtszeit die aus Krankheitsgründen ausgeschiedene Karin Hesse im Bundesvorstand ersetzt) und Christoph Meister. Er setzte sich mit 76 Prozent der Stimmen gegen seinen Gegenkandidaten Orhan Akman durch.

Das nehmen sich die Neuen im Bundesvorstand vor:

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Fotos: Kay Herschelmann

Silke Zimmer: "Das Drängendste ist jetzt erstmal, dass wir einen guten Tarifabschluss für die Handelsbeschäftigten hinkriegen. Der ist mehr als überfällig. Für die Beschäftigten im Handel ist absolut elementar, dass es keine weiteren Reallohnverluste gibt, und deswegen brauchen wir jetzt endlich einen guten Tarifabschluss, der das auch sicherstellt.

Was außerdem für die nächsten Jahre auf der Agenda steht, ist, dass wir weiter an den Einkommen für die Handelsbeschäftigten arbeiten. Rund zwei Millionen Beschäftigte im Handel sind akut von Altersarmut bedroht, und gute Einkommen sind der beste Schutz gegen Altersarmut.“

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Rebecca Liebig: "Ich habe mir vorgenommen, gerade was die Arbeitsmarktpolitik betrifft, dass wir den Fachkräftemangel und die Fachkräfteentwicklung stärker angehen. Wir brauchen Tarifbindung, die Auszubildenden müssen gestärkt werden, junge Menschen müssen überhaupt wieder viel mehr in Ausbildung gehen. Ganz wichtig ist mir, dass wir die Potenziale, die wir haben, stärker fördern, zum Beispiel Frauen, die in erwerbstätig sind, aber ihr komplettes Potenzial nicht ausschöpfen können aufgrund von Care-Arbeit. Wir müssen hinbekommen, dass sie voll berufstätig sein können, um auch der Altersarmut entgegenzuwirken.

Mein zweites großes Thema ist die Rentenpolitik. Das, was uns gerade wieder angeboten wird bezüglich des Rentenpaketes II, ist eine Zumutung. Wenn es zum Wechsel von umlagefinanzierter zur kapitalgedeckten Rente kommt, dann ist das gefährlich."

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Detlef Raabe: "Die ganz große Herausforderung wird sein, dass wir in den nächsten Jahren ganz viele Hauptamtliche verlieren werden. Da brauchen wir entsprechenden Nachwuchs, der auch entsprechend qualifiziert ist, um die vielen Themen, die es vor Ort gibt, bearbeiten zu können. Und wir haben dadurch, dass sich die Arbeitswelt verändert, auch ganz neue Herausforderungen: Auch wir müssen digitaler werden in unserer eigenen Arbeit, um junge Menschen stärker ansprechen zu können, aber auch um mehr Zeit zu gewinnen, damit die Kolleg*innen stärker im Betrieb sein können und nicht mit Papierablagen beschäftigt sind."