Ausgabe 10/2009
Nachhaltig Armut überlassen
Nachhaltig der Armut überlassen
PETRA WELZEL ist Redakteurin der ver.di PUBLIK
Umwelt und Ressourcen werden geschont, die Beschäftigten werden anständig entlohnt, vielleicht wird sogar etwas für ihre Altersvorsorge getan. Und die Produkte, die sie schaffen, entsprechen den Ansprüchen, die wir Verbraucher vermehrt und immer häufiger an einen fairen, globalen Handel stellen. Man spricht im Falle der Unternehmen dann gern von der Nachhaltigkeit. Und nachhaltig wollen inzwischen immer mehr Unternehmen sein, weil wir Verbraucher das durch gesteigerte Nachfrage goutieren. Bleibt nur die Frage, wo Nachhaltigkeit beginnt und wo sie endet? Betrachtet man die Preisträger der Auszeichnung „Nachhaltiges Einzelhandelsunternehmen 2009“ der Verbraucher Initiative, unter denen sich auch Penny, H&M und Ikea befinden, drängt sich diese Frage umso mehr auf.
70 Fragen zu sozialen und ökologischen Kriterien mussten die Unternehmen beantworten, um eine der begehrten 35 Medaillen zu bekommen. Ikea erhielt eine Goldmedaille, Penny und H&M wurden mit Silber ausgezeichnet. Nachhaltig gehen alle drei Unternehmen allerdings nur bei der Produktion und dem Einkauf ihrer Waren in den so genannten Billiglohnländern vor. Bei der sozialen Verantwortung gegenüber ihren Beschäftigten hierzulande wirkt nachhaltig einzig der zunehmende Trend, sich von Vollzeitstellen zu verabschieden, den Leistungsdruck und den Druck auf Betriebsräte zu erhöhen. Mit Teilzeitverträgen sparen sich die Unternehmen das Urlaubsgeld und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, von ihrem Lohn für einen Teilzeitarbeitsplatz können die Beschäftigten nicht leben. Sie werden nachhaltig der Armut überlassen.
Am 6. November wird im übrigen noch der „Deutsche Nachhaltigkeitspreis 2009“ vergeben, eine von Unternehmen wie Coca Cola, McDonalds und der Deutschen Bahn gesponserte Auszeichnung. Zu den nominierten Unternehmen zählt auch hier die Rewe-Gruppe mit den toom Märkten, dem Discounter Penny, den Nachbarschaftsmärkten Nahkauf, den ProMärkten und ihren billig abgespeisten Beschäftigten. Na, herzlichen Glückwunsch!