von Heike Langenberg

Bundesweit gibt es bei Lidl nur wenige Betriebsräte. Ulrike Schramm-de Robertis ist eine von ihnen. Verkäuferin bezeichnet sie als ihren Traumberuf. Die Ausbildung macht die gebürtige Fränkin in einem kleinen Familienbetrieb, in dem die Gewerkschaftsmitgliedschaft selbstverständlich ist und die Chefs verständnisvoll. Nach einer kurzen Phase der Selbstständigkeit heuert sie beim Textildiscounter KiK an, später erst beim Lebensmitteldiscounter Plus, dann bei Lidl.

In ihrer eindringlichen Schilderung - aufgeschrieben vom Frankfurter Journalisten Daniel Behruzi - wird klar, welches System hinter den Discountern steckt, denn bei allen drei Arbeitgebern erlebt sie das gleiche Schema. Unbezahlte Überstunden scheinen ebenso selbstverständlich wie systematischer Stress und Druck durch die Vorgesetzten. Klappt etwas nicht in der Filiale, argumentieren diese schnell mit dem persönlichen Versagen der Angestellten, der mögliche Verlust des Arbeitsplatzes wird zur ständigen Drohkulisse.

Ulrike Schramm-de Robertis lernt sich zu wehren. Mit dem ersten Versuch einer Betriebsratsgründung bei KiK scheitert sie noch, aber bei Lidl setzt sie sich gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen über den Druck hinweg. Doch auch als Betriebsrätin geht der Kampf weiter. Zwar erreicht das Gremium viele Verbesserungen für die Beschäftigten der Filiale, aber Lidl versucht, das möglichst zu verhindern. Ulrike Schramm-de Robertis lernt ihre Rechte kennen, eckt an, lässt sich nicht unterkriegen. Die fünffache Mutter ist ein Vorbild. Und ihr Buch macht Mut, zeigt, wie wichtig Betriebsräte gerade auch im System der Discounter sind.

Ulrike Schramm-de Robertis, Daniel Behruzi: Ihr kriegt mich nicht klein! Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 208 S., 7,95 €, ISBN 978-3462041859