Bejerando, Kosemund, Werner, Wittenberg, Saxe und Versemann (von links)

Zum siebten Mal hat ver.di Hamburg am 24. Juni die mit insgesamt 4 000 Euro dotierte Herbert-Wehner-Medaille verliehen. Mit dem Preis würdigt ver.di Institutionen und Personen, die sich gegen rechtsradikale Aktivitäten, Fremdenfeindlichkeit und Gleichgültigkeit einsetzen, die durch Engagement und persönlichen Mut zum Vorbild werden und sich so um die Demokratie verdient machen. Ausgezeichnet wurden die Überlebenden des NS-Regimes Esther Bejarano, Antje Kosemund, Elsa Werner und Steffi Wittenberg für ihren Kampf gegen das Vergessen der Verbrechen der Nationalsozialisten. Geehrt wurden außerdem Jan Hendrik Saxe und Timo Versemann für ihren Mut in der Auseinandersetzung mit Rechtsradikalen in Tostedt. Über die Vergabe der Preise 2010 entschieden: die Bischöfin Maria Jepsen, die Theaterintendantin Isabella Vértes-Schütter und der ehemalige Erste Bürgermeister Hamburgs Ortwin Runde. Mit in der Jury saßen auch Knut Terjung, der frühere ZDF-Studio-Leiter in Hamburg und enge Mitarbeiter Wehners im Deutschen Bundestag, Gerhard Fluder, ver.di Hamburg, sowie Wolfgang Rose, der Hamburger ver.di-Landesleiter. Den Festvortrag hielt der Sozialdemokrat Hans-Ulrich Klose, der heute den Wahlkreis Herbert Wehners im Deutschen Bundestag vertritt.

"Die vier Frauen sind herausragende Vorbilder zum Teil mit Austrahlung weit über Hamburg hinaus. Seit vielen Jahren gehen sie in Schulen und Gesprächsrunden. Die NS-Überlebenden stellen sich tagtäglich der Daueraufgabe Vergangenheitsaufarbeitung", so die Geschichtsdidaktikerin Waltraud Schreiber. Sie stellten sich manchmal vor zehn, oft aber vor hunderte von Zuhörerinnen und Zuhörern mit ihren traumatischen Erinnerungen und beantworteten jede auch noch so schmerzhafte Frage. Sie diskutierten mit Schülerinnen und Schülern, die oft nur die "Kriegs- und Vertreibungsgeschichten" der eigenen Großeltern kennen würden und repräsentierten damit Gegenstimmen im deutschen Diskurs. "Wenn wir die vier Frauen ehren, ehren wir sie stellvertretend für alle Zeitzeugen, die auf dem Feld der Erinnerungsarbeit tätig sind. Sie alle sorgen mit ihrem Kampf gegen das Vergessen dafür, dass sich Geschichte nicht wiederholt", würdigte die Jury die Vita der vier Frauen.

"Seit Jahren macht die rechtsextreme Szene rund um den Szeneladen ,streatwear' in Tostedt in der Nordheide von sich reden. Dagegen wirkte die Gegenwehr der demokratischen Kräfte in der Region lange Zeit eher zögerlich und unentschlossen. Umso mehr ist der Mut von Jan Hendrik Saxe und Timo Versemann zu bewundern", so die Jury über die beiden weiteren Preisträger. Sie hatten einen Brief mit über 400 Unterschriften junger Leute initiiert, in dem sie die Lokalpolitiker zu einem koordinierten Vorgehen gegen die rechtsradikale Szene aufforderten. "Mit der Namensgebung hält der Preis die Erinnerung an Herbert Wehner als einen engagierten und streitbaren Demokraten aus Hamburg wach", sagte ver.di-Landesleiter Werner Rose. Wehner habe sein Verhalten nie an opportunistischen Gesichtspunkten orientiert, sondern immer Mut bewiesen.

"Wer Anstöße geben will, muss auch bereit sein, anstößig zu wirken!"

Herbert Wehner, (SPD-Politiker)