Seit anderthalb Jahren ist Metro-Chef Eckhard Cordes dabei, die Kosten des Unternehmens zu senken. Nun ist es soweit: Dem Rotstift fallen abermals Arbeitsplätze zum Opfer. Mit den Filialschließungen und der Umstrukturierung der Verwaltung verlieren voraussichtlich 1000 Kolleg/innen ihren Arbeitsplatz. Zwei Metro-Märkte in Berlin und einer in Halle werden geschlossen. Der Rostocker Markt wurde an Handelshof verkauft. Hunderte, teilweise langjährig Beschäftigte, stehen vor dem Aus. Nun rollt bei der Metro die zweite Kostensenkungswelle an: Der Konzern plant, Teile des Rechnungswesens und der IT nach Osteuropa und Indien auszugliedern. Das ist bisher einmalig in der Branche. Sollten diese Pläne Wirklichkeit werden, verlieren weitere 400 Kolleg/innen ihre Arbeit, um den Profit von Metro zu steigern.

Im süddeutschen Raum sind die Märkte bis jetzt noch nicht direkt vom Personalabbau betroffen. Wie es vor Ort weitergeht, ist ungewiss. Metro plant, bis 2012 massive Kostensenkungen durchzusetzen. Schon im letzten Jahr wurden deutschlandweit 1500 Beschäftigte gekündigt. Bis vor kurzem versprach die Geschäftsleitung noch, dass es bis Ende 2010 keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird. Kommt nun doch alles anders? Die Kolleg/innen fürchten bereits die Aufhebungsverträge. Nicht einmal die Führungskräfte sind vor den Stellenstreichungen sicher, denn gerade in der mittleren Führungsebene - bei den Abteilungsleitern - sollen Stellen wegfallen. Die Verantwortung wird mehr und mehr auf die Mitarbeiter/innen verteilt. Mehr Arbeit zum gleichen Lohn. So etwas nennt man Gehaltskürzung!

Doch jetzt wollen sich die Beschäftigten wehren, das Maß des Erträglichen ist voll. Die von ver.di begleiteten Proteste sind am 22. Juli mit bundesweiten Betriebsversammlungen gestartet, die in allen 61 Märkten zeitgleich stattfanden. Damit haben die Betriebsräte ein klares Signal an die Geschäftsleitung gegeben: Nicht mit uns!

Aktion gelungen

Anfang August haben zudem in rund zehn Märkten Flashmob-Aktionen stattgefunden, bei denen fleißige Aktivisten Regalstopper verteilten, mit der klaren Ansage: keine Marktschließungen bei Metro! Gleichzeitig wurden auf dem Parkplatz Flugblätter an die Kund/innen verteilt, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Die Betriebsräte der örtlichen Häuser und auch der Gesamtbetriebsrat von Metro C+C in Düsseldorf erklärten sich solidarisch mit den Gewerkschaftsprotesten. Die Aktion wurde von Belegschaft und Kunden gleichermaßen begrüßt. Für viel Wirbel sorgte sie aber auf Seiten der Geschäftsleitung. In vielen vom Überraschungscoup betroffenen Häusern gingen die Marktleiter höchstpersönlich durchs Haus, um die Kärtchen wieder einzusammeln. Gar nicht so einfach, denn die Aktionisten versteckten die kleinen grünen Karten geschickt zwischen der Ware. In Korntal zeigte sich der Marktleiter besonders erbost. In der Diskussion mit den Aktivisten wollte er Gewerkschaftern ein Hausverbot erteilen. Er drohte sogar, die durch die "Verschmutzung" der Regale mit Regalstoppern und Flugblättern entstandenen Reinigungskosten in Rechnung zu stellen.

Einer der Aktivisten traf schließlich den Nagel auf den Kopf: "Alle Karten verteilt, Rauswurf, Hausverbot. Flashmob-Aktion gelungen!"