Ausgabe 10/2010
CSU operiert mit verkeimten Argumenten
Wie gut sind unsere Krankenhäuser? ver.di PUBLIK hat Cäcilie Weis zu den von der Rathausopposition und den Medien zum Skandal hochstilisierten Hygieneproblemen in städtischen Krankenhäusern befragt. Die ver.di-Kandidatin wurde bei den letzten Betriebsratswahlen an die Spitze des Gesamtbetriebsrats des Städtischen Klinikums Münchens gewählt. Sie konnte sich gegen den bisherigen Vorsitzenden vom Marburger Bund durchsetzen.
ver.di PUBLIK | Nach den heftigen Turbulenzen um aufgedeckte Sterilgutmängel von OP-Bestecken in zwei städtischen Kliniken sind Patienten ausgeblieben. Kannst du Kranken guten Gewissens empfehlen, sich in einer städtischen Klinik behandeln zu lassen?
CÄCILIE WEIS | Ja, das kann ich mit bestem Gewissen. Es ist weder im Klinikum Bogenhausen noch im Klinikum Neuperlach jemals mit unsterilem OP-Besteck operiert worden. Und es ist auch bis heute kein Fall bekannt, dass eine Patientin oder ein Patient gesundheitlich zu Schaden gekommen wäre. Außerdem wird im OP hochsteril gearbeitet, und dort ist das Risiko einer Infektion für den Patienten im Krankenhaus am geringsten. Das Thema Krankenhausinfektionen, MRSA etc., wurde zeitgleich in den Medien thematisiert und leider oftmals auch mit uns in Verbindung gebracht, obwohl es sich dabei um ein ganz anderes Hygieneproblem handelt.
ver.di PUBLIK | ver.di-Vertrauensleute und ver.di-Betriebsräte bei der Städtisches Klinikum München GmbH, StKM, haben im Zusammenhang mit dem Hygieneskandal die Münchner CSU scharf kritisiert. Aus welchen Gründen?
WEIS | Die Münchner CSU hat unser Sterilgutproblem von Anfang an in den Zeitungen als Wahlkampagne und gegen die rot-grüne Rathausmehrheit genutzt. Es ist der CSU offensichtlich völlig egal, dass ihre Kampagne nicht nur unserem Klinikum erheblich schadet, sondern auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir ver.di-Vertrauensleute und Betriebsräte vermissen bei der Münchner CSU jegliche Übernahme von Verantwortung. Dieser Partei geht es anscheinend allein um den eigenen parteipolitischen Profit.
ver.di PUBLIK | Manchmal haben Krisensituationen auch gute Nebenwirkungen. Gibt es nach den Hygieneproblemen auch positive Erfahrungen, beziehungsweise positive Folgen?
WEIS | In den vergangenen Jahren hat man den so genannten Dienstleistern im Unternehmen eher eine untergeordnete Aufmerksamkeit zukommen lassen. Im Vordergrund standen die Kosteneinsparungen. Dazu gehörte auch die Zahl von Beschäftigungsverhältnissen in der Sterilgutversorgung. Das haben wir jetzt für die Kolleginnen und Kollegen korrigiert, etwa durch das Angebot von mehr Qualifizierungsmöglichkeiten, einer Vergütungsaufwertung und Personalaufstockung. Des Weiteren werden das Qualitätsmanagement, das Risikomanagementsystem, die Hygiene und die gesamte Organisations- und Führungsstruktur in der StKM GmbH neu überarbeitet. Ich verspreche mir davon einen guten "Neustart" und ein noch besseres Qualitätsangebot, sowohl für die Beschäftigten als auch für unsere Patienten. INTERVIEW: Heinrich Birner
Verdienstorden für Georg Prinz
Seit vielen Jahren setzt sich Georg Prinz für die städtischen Kliniken ein. Mehr als ein Jahrzehnt lang war er Vorsitzender des Fördervereins Klinikum München Bogenhausen e.V.. Sein Gesundheitszustand zwang ihn 2009, den Vorsitz abzugeben und in die zweite Reihe zu treten. Seitdem ist er Ehrenpräsident des gemeinnützigen Vereins. Unermüdlich engagiert sich der frühere stellvertretende ÖTV-Geschäftsführer für die Qualität und die Patientenorientierung der kommunalen Krankenhäuser. Am 29. Juli 2010 ehrte Ministerpräsident Horst Seehofer, CSU, unseren Kollegen Georg Prinz mit dem Bayerischen Verdienstorden. Eine Auszeichnung, die er sich redlich verdient hat.
Herzlichen Glückwunsch!