DÜSSELDORF | Immerhin schlägt jetzt die Stunde des Schlichters in einem Konflikt zwischen ver.di und dem DRK in Nordrhein-Westfalen. Beim Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) wird rund 900 Beschäftigten ein fairer Tarifvertrag verweigert. Die Auseinandersetzung zwischen dem "DRK-Blutspendedienst West gGmbH" hat bereits eine monatelange Geschichte. "Die Geschäftsleitung fährt einen Eskalationskurs mit dem Ziel, die größte Gewerkschaft im Betrieb zu eliminieren", beschreibt Sylvia Bühler, ver.di-Fachbereichsleiterin Gesundheit und Soziale Dienste in Nordrhein-Westfalen, den Konflikt. Seit die Gewerkschaft den bestehenden Haustarifvertrag zum Ende des vergangenen Jahres gekündigt hatte, sind drei Verhandlungsrunden ergebnislos verlaufen. Selbst mehrere Terminvorschläge für Gespräche über eine Notdienstvereinbarung, die ver.di angeboten hat, um im Falle eines Streiks die Grundversorgung mit Blutkonserven zu sichern, lehnte die Geschäftsführung des DRK über Wochen ab.

Ein Infobrett wird verweigert

Dabei wollen die Beschäftigten lediglich fair behandelt und gerecht bezahlt werden. Ziel ist ein Tarifvertrag, der sich an dem des öffentlichen Dienstes (TVöD) für kommunale Krankenhäuser orientiert. Doch anstatt zielführende Gespräche zum Abschluss eines solchen Tarifvertrages zu führen, betreibt die DRK-Geschäftsführung Werbung für die als unternehmerfreundlich bekannte Organisation "medsonet", die sie sich als "Gewerkschaft" ins Haus geholt hat.

Und so preist die Unternehmensleitung die Aktivitäten dieser so genannten Gewerkschaft an: Alle Beschäftigten, die im Intranet die Dienstpläne der nächsten Tage einsehen wollen, werden zunächst auf den "neuen Aushang im Schaukasten und die dazugehörige Unterschriftenliste" hingewiesen, die im Sekretariat ausliege. ver.di hingegen kämpft seit Monaten vergeblich um ein banales Infobrett.

In den letzten Wochen haben die Beschäftigten an den drei Standorten des DRK-Blutspendedienstes in Hagen, Breitscheid und Münster bewiesen, dass sie nicht bereit sind, sich dem Tarifdiktat der Geschäftsführung zu beugen. An allen Standorten demonstrierten die Kolleg/innen für den Abschluss eines fairen Tarifvertrages. Zwischenzeitlich hat sich der NRW-Landesschlichter Bernhard Pollmeyer in den Konflikt eingeschaltet. In einem Brief an die Tarifvertragsparteien heißt es, der Imageschaden für den Blutspendedienst und das Deutsche Rote Kreuz sei "beträchtlich". Er schlägt vor, dass sich "die maßgeblichen Akteure" verbindlich auf einen Tarifvertrag für alle Beschäftigten verständigen. Bereits im Tarifkonflikt 2006 hatte der Landesschlichter vergeblich eine Mitgliedschaft des DRK-Blutspendedienstes West in der Tarifgemeinschaft des DRK vorgeschlagen. Denkbar, so Pollmeyer, sei aber auch, den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder oder des Bundes und der Gemeinden als einheitliches Tarifwerk abzuschließen. Blutspendedienstspezifische Besonderheiten könnten berücksichtigt werden.

ver.di hat den Vorschlag des Landesschlichters ausdrücklich begrüßt. Sylvia Bühler: "Wir sollten den Konflikt so bald wie möglich beenden. Dazu sind allerdings schnelle und lösungsorientierte Gespräche notwendig." Uwe Reepen