Die Vertrauensleute der Stadtverwaltung und der Stadtwerke Rodgau - rund 500 Beschäftigte - haben sich noch einmal sehr gründlich mit der Tarifrunde 2010 auseinandergesetzt. Sie wollten sich "ein abschließendes Bild zu Verlauf und Ergebnis machen". Ihre Meinung schickten sie Mitte Oktober in einem Brief an die hessische Landesleitung und an die Bundestarifkommission. Torsten Busch, ein Sprecher der Vertrauensleute, machte deutlich, dass sowohl der Ablauf der Tarifrunde 2010 wie auch das Ergebnis eine große Unzufriedenheit hervorgerufen haben und man lange unsicher war, wie man damit umgehen soll.

Grundsätzlich positiv wird die Mitgliederberfragung zu Beginn der Tarifrunde beurteilt. "Die Ergebnisse wurden allgemein so akzeptiert und begründeten die Hoffnung auf ein besseres Verhandlungsergebnis, als tatsächlich erreicht wurde." Am weiteren Verlauf gibt es aus den Reihen der Vertrauensleute in Rodgau aber deutliche Kritik. Nach ihrer Meinung wurde die Forderung, die aus der Mitgliederbefragung hervor ging, zu schnell und "ohne erkennbare Not" bereits bei Verhandlungsbeginn reduziert.

Lange Laufzeit kritisiert

Im Brief heißt es: "Diese Taktik ist den Mitgliedern vor Ort nicht nachvollziehbar und schafft uns große Schwierigkeiten bei der Argumentation, Mitgliedergewinnung, Verhinderung von Austritten. Die Außenwirkung ist, dass ver.di sofort die eigene Verhandlungsposition aufgibt, ohne dass auf der Gegenseite überhaupt eine verhandelbare Position vorgelegt wird. Es stellt sich die Frage, warum Mitgliederbefragungen durchgeführt werden, wenn die resultierenden Forderungen so schnell aufgegeben werden." Zweiter großer Kritikpunkt ist die Vertragslaufzeit. Mehrheitlich gewollt war eine Laufzeit von einem Jahr. Tatsächlich stehen nun 26 Monate Laufzeit als Ergebnis fest. Schlechte Ergebnisse zeigen ihre Auswirkungen auch deutlich in der Streikbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen - so die Vertrauensleute.

Unverständnis wird in dem Schreiben auch darüber geäußert, dass die Blockade-Haltung der Arbeitgeber nicht stärker in der Öffentlichkeit thematisiert wurde. Dies sollte künftig stärker herausgestellt werden, um Verständnis für die gewerkschaftlichen Forderungen zu erhalten. Auch in einem weiteren Punkt wird die Informationsarbeit kritisiert: "Viele unserer Mitglieder haben Probleme, die Flyer und sonstigen Infoschriften zu verstehen. An der Basis ist das Verständnis über tarifliche Zusammenhänge nicht sehr ausgeprägt, eine einfache Sprache hilft da weiter, wie wir immer wieder zu hören bekommen." Aus diesen Erfahrungen müssten Schlussfolgerungen für künftige Tarifbewegungen gezogen werden. reb