Leiharbeiter sind Sklaven. Ich bin 55 Jahre alt. Ich war eine Woche bei einer Leiharbeitsfirma beschäftigt. Davon habe ich insgesamt 5,5 Stunden gearbeitet. Der Entleiher schickte mich die restliche Zeit nach Hause. Der Schreck kam bei der Abrechnung. Ich sollte noch 10,10 Euro bezahlen. Da hat man mir einfach Arbeitskleidung, die ich nie bekommen habe, da ich im Call Center gearbeitet habe, in Rechnung gestellt.

Nie wieder Leiharbeit!

Sieglinde Oestreich, per E-Mail

Da hier systematisch Menschen, ihre Arbeitskraft sowie ihr Fachwissen zu einem Hungerlohn ausgebeutet werden, kann man doch schon von modernem Sklavenhandel reden. Traurig ist nur, dass auch die Bundesregierung nicht zu einem zufriedenstellenden Gesetzentwurf über die gerechtere Entlohnung von Leiharbeitern in der Lage ist. Immer mehr arbeitsuchende Menschen sehen in der Leiharbeit immerhin eine Chance, da mit Übernahmeversprechen von Firmen geworben wird, auf Umwegen in eine Festanstellung zu kommen. Dies dürfte aber in den seltensten Fällen eintreten.

Sabine Schmidt, per E-Mail

Was typisch ist für die Auseinandersetzung mit diesem Thema: Der Artikel konzentriert sich sehr auf die Bezahlung. Was aber mindestens genauso fatal dazukommt, ist: die ständige Ungewissheit, wo man morgen eingesetzt ist - man ist dem Willen des Leiharbeitsdisponenten ausgeliefert; die berufsmäßige Freundlichkeit der Disponenten, die sekundenschnell in Aggressivität umschlägt, sobald man einen Auftrag ablehnen muss (damit man sich das gar nicht erst traut, werden gern sehr dehnbare Berufsbezeichnungen in die Verträge gesetzt); das Bewusstsein, gegen den eigenen Willen eine "Leistungsgesellschaft" mitzutragen, deren Opfer sich mit Burnout und Depressionen in den überfüllten psychotherapeutischen Praxen dieser Republik wiederfinden. All das habe ich jahrelang mitgemacht. Ich werde Zeitarbeit in Zukunft zu 100 Prozent ablehnen, was wahrscheinlich zur lebenslangen Sperre durch die Arbeitsagentur führt.

Susanne Gabriel, Hamburg

Es geht darum, in das Land der Leiharbeit eine Bresche zu schlagen. Dazu bietet sich der Einzelhandel an. Diese Branche ist nicht in der Lage, ihre Betriebe ins Ausland zu verlagern. Hier muss der Hebel angesetzt werden.

Horst Ziegler, Viersen

Ich kann/darf/muss Ihnen leider nur voll zustimmen. Einmal Leiharbeiter, immer Leiharbeiter! Und das nicht nur in der freien Wirtschaft, sondern inzwischen auch in NRW für ca. 65 Angestellte aus dem öffentlichen Dienst. Diese 65 Angestellte des Umweltministeriums NRW, inklusive meiner Person, wurden durch die letzte CDU-Landesregierung unter Rüttgers im Zuge der Verwaltungsstrukturreform, an die Kommunen und Kreise in NRW abgeordnet. Das heißt nicht, dass wir jeden Tag woanders arbeiten, sondern, so die Aussage des jetzigen Umweltministers Remmel (Grüne), bis zum Ausscheiden aus dem Berufsleben bei den Kommunen quasi als Leiharbeiter tätig sind. Die Nachteile und Probleme liegen auf der Hand. Es fühlt sich keiner verantwortlich, von Düsseldorf bis zur Eifel oder ins Bergische ist es weit. Es werden einem Zugänge zu Fortbildungs-und Sozialleistungen der Kommunen und Kreise mit der Begründung verwehrt, man sei ja kein Mitarbeiter der Kreisverwaltung und die Leistungen stünden nur kreiseigenen Mitarbeitern zur Verfügung. Oder: In der einen Kommune können die gestellten Mitarbeiter den kommunalen Personalrat mitwählen, in einer anderen direkt angrenzenden Kommune nicht. Ebenso entstehen eklatante Differenzen bei der Stellenbewertung oder es werden keine Stellenplatzbeschreibungen erstellt. Ihr seht also, auch im öffentlichen Dienst ist die Zeit der Leiharbeiter bereits angebrochen. Ohne Aussicht auf Änderung.

Hartmut Schumacher, per E-Mail

Bitte senden Sie mir die ver.di Publik nicht mehr zu. Ihre Themen sind unbestritten informativ und legen schonungslos offen. Aber genau da liegt mein persönliches Problem. Die jüngsten Artikel über ungerechte Entlohnung von Leiharbeit oder die Tricks, wie Arbeitslosenzahlen geschönt werden, oder die Standortverlegungen der Telekom machen mich wütend, und das greift mein Nervenkostüm zu sehr an. Schon vor Jahrzehnten habe ich die These aufgestellt, dass die Sklaverei eigentlich nie geendet hat, sie hat lediglich andere Formen angenommen.

Heinz-Dieter Gabriel, per E-Mail


Finanzspezial "Gewinn und gutes Gewissen", ver.di PUBLIK 11_2010

Ich finde es lückenhaft, zwar den von der Union-Investment (Szene der Genossenschafts- und Raiffeisenbanken) aufgelegten Fair Worlds Fond zu erwähnen, nicht aber die Familie der "Ökoworld Fonds", die von der Düsseldorfer versiko AG aufgelegt sind. Der "Ökoworld Ökovision Classic" ist in der Tat der Klassiker unter den ethisch-ökologischen Fonds, mit Bestplatzierungen bei Tests von Verbraucherschützern wie auch Rankingagenturen und mit einem Fondsvolumen von annähernd 300 Millionen Euro auch einer der größeren Nachhaltigkeitsfonds. Knapp 15 Jahre Investmentstrategie sind hier für den Kunden überprüfbar sowohl in finanzieller Hinsicht wie auch die Einhaltung der ethisch-ökologische Kriterien betreffend. Die Düsseldorfer Versiko-Gruppe, seit 1975 am Markt, ist zusammen mit der Bochumer GLS-Bank der Erfinder des nachhaltigen Umgangs mit Geld in Deutschland! Vielleicht ist das eine Ergänzung im Interesse der verdianer/innen: www.versiko.de

Thomas Rensing, Duisburg

Die beiden Artikel "Bleibende Werte" und "Grünes Geld" begrüße ich ausdrücklich. Die allermeisten unserer Mitglieder haben noch nicht begriffen, dass sie mit einer ethischen Geldanlage - und sei es auch nur ein kleiner Betrag - gesellschaftspolitische Macht ausüben können. Sie können für Frieden und Schutz der Umwelt eintreten, sie können sich gegen Krieg, Kernenergie und Gentechnik aussprechen und dabei noch Gewinn in Form von Zinsen machen.

Heinz Zacke, per E-Mail


Finanzspezial "Knietief im Dispo", ver.di PUBLIK 11_2010

Ich stimme durchaus zu, dass viele Banken einen viel zu hohen Zinssatz bei Dispositionskrediten verlangen. Doch die manchmal bei uns in ver.di gepflegte Doppelmoral erschüttert mich. Während einerseits das Vorgehen vieler Banken zurecht kritisiert wird, wird andererseits beim ver.di-Mitgliederservice für Konten mit einem Dispositionszinsstaz von 12,55 Prozent geworben (SEB Konto Paket).

Manfred Erb, Grünstadt

Ich habe heute die neue Zeitschrift bekommen und mit Interesse den Artikel "Knietief im Dispo" gelesen. Ich frage mich manchmal schon: Sie vertreten doch auch uns Banken?! Und dann stellen Sie uns wiederum so an den Pranger? Ich finde das eine ziemliche Unverschämtheit.

Hr. Mustermann, per E-Mail (Name geändert)


Portrait "Frigga Haug", ver.di PUBLIK 11_2010

Die Vier-in-einem-Perspektive: Ein bestechender Vorschlag von Frigga Haug, den ich in jeder Hinsicht begrüße. Diese vier Stunden Erwerbsarbeit müssen aber so bezahlt werden, dass wir uns die wichtige "Gesellschaftsarbeit" auch leisten können.

Joachim Steffen, Lübeck


Meldung "Freier Sonntag", ver.di PUBLIK 11_2010

Ich kann die nicht enden wollenden Diskussionen um die Ladenöffnungszeiten langsam nicht mehr ertragen! Haben wir denn derzeit keine wichtigeren Probleme in unserem Lande als immer und ewig der Shopping-Lust auch am Sonntag nachzugehen? Fragen Sie mal eine Verkäuferin im Supermarkt oder im Kaufhaus, wie sehr sie sich über diese zusätzliche Belastung gerade in der Vorweihnachtszeit ärgert. Da bleibt kein Raum mehr für besinnliche Adventstage. Auch das immer wieder vorgebrachte Argument, dass schließlich auch Polizei, Feuerwehr, Krankenhauspersonal und Bus- und Bahnfahrer am Wochenende arbeiten müssen, gibt einem noch lange keinen Freibrief dafür, die Arbeitszeiten dieser für die Gesellschaft wichtigen Tätigkeiten auch auf alle anderen Berufe auszuweiten: Denn Shopping ist unwichtig für die Gesellschaft!

Thomas Henschke, Berlin


Thema "Fachkräftemangel in Deutschland", ver.di PUBLIK

Der Aufschwung ist angekommen. Donnerwetter - Potz Blitz! Deswegen gibt es also statt einer Einkommenssteigerung für Arbeitnehmer Rettungsschirme in Milliardenhöhe für Banken, Griechenland und Irland, mehr Steuern und Abgaben, weniger Netto vom Brutto, Zuzahlungen KV, Rente mit 67 und flankierend dazu selbstverständlich noch eine höhere Inflationsrate.

Georg H. Syskowski, per E-Mail


Leserbrief zu den Protesten gegen den Bundesparteitag der NPD in Hohenmölsen Sachsen-Anhalt

Am 6. November, einem der Tage der Anti-Castorproteste und der gewerkschaftlichen Großdemo in Hannover, fand im Städtchen Hohenmölsen der Bundesparteitag der NPD statt. Versuche der Stadt, dieses Treffen untersagen zu lassen, scheiterten. Vor Ort wurde eine Gegenveranstaltung unter dem Motto "Bunte sta(d)tt Braune" ins Leben gerufen, die von einem breiten Bündnis getragen wurde. Eine solche Gegenveranstaltung ist grundsätzlich eine gute Idee, und Dank gebührt den Initiatoren. Doch dieser Widerstand war viel zu passiv, da die Veranstalter bewusst die Taktik der "Nichtbeachtung" probierten und z.B. eine Bühne mit Bands, ein paar Reden, ein paar Verköstigungsstände sowie die Unterzeichnung eines Bekenntnisses gegen Rechts als Protestmöglichkeiten vorbrachten. Uns erschien die Gegenveranstaltung wie ein zahnloser Tiger. Abgesehen von einem Häufchen verschiedener Menschen, uns eingeschlossen, die sich vor dem Bürgerhaus, in dem die NPD ihre Parolen von sich gab, postierten und sich mit Spruchbändern dagegen verwahrten sowie einer Gruppe Jugendlicher, die spontan eine Sitzblockade durchführten, war nicht viel an aktivem Widerstand zu spüren.

Natürlich stellt sich die Frage, welche Form von Widerstand denn nun am sinnvollsten wirkt? Wie kann jede/r sich dabei einbringen? Meine Erkenntnis aus diesem Tag ist, dass Aktivitäten nur wirksam sein können, wenn verschiedene Protestformen gemeinsam vorgebracht werden. Der Gedankenaustausch mit gleichgesinnten Menschen ist ebenfalls unerlässlich.

Abschließend möchte ich noch positiv bemerken, dass die Gewerkschaft der Polizei trotz der Schwierigkeit der Polizei, bei solchen Ereignissen "neutral" sein zu müssen, mit einem riesigen Banner ein deutliches, unmissverständliches Signal gebracht hat.

Markus Meß, Jena


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