Schwerstarbeit bei jedem Wind und Wetter

Harter Wintereinsatz: Die Straßenwärter leisten Schwerstarbeit bei hoher Gefährdung

Rund 24000 Straßenwärterinnen und Straßenwärter sorgen im 231 500 Kilometer großen Straßennetz Deutschlands für freie Fahrt. Im Winter räumen sie Schnee und Eis, im Sommer arbeiten sie in der Grünpflege oder beheben Fahrbahnschäden - alles mitten im fließenden Verkehr. Eine Autozeitschrift bringt es auf den Punkt: "Straßenwärter - ein Job zwischen Leben und Tod."

Tatsächlich vergeht kein Tag ohne schweren Unfall. Durchschnittlich verunglücken jährlich in der Bundesrepublik neun Straßenwärter tödlich, die Zahl der Schwerverletzten liegt im dreistelligen Bereich. Die Wahrscheinlichkeit eines Arbeitsunfalls ist 13 Mal höher als in der gewerblichen Wirtschaft. Die Beschäftigten riskieren bei Wind und Wetter ihr Leben - und als ob das nicht genug wäre, werden sie von staugeplagten Autofahrern häufig auch noch beschimpft. Im Gehalt spiegeln sich diese extremen Belastungen jedoch nicht wider. Gefahrenzulagen gibt es nicht. In Niedersachsen wird den Beamten nicht einmal Weihnachts- und Urlaubsgeld gezahlt. ver.di PUBLIK sprach mit Thomas Schmidt (43) aus der Straßenmeisterei Stadthagen über seinen Arbeitsalltag.

In der Straßenmeisterei im Schaumburger Land betreuen 27 Beschäftigte - neben zwölf Landesbeschäftigten sind das 15 Kommunalbedienstete - rund 380 Kilometer Straßen und 200 Kilometer Radwege. Das ergibt pro Straßenwärter im Schnitt 14,1 Kilometer. "Wir betreuen Kreis-, Landes- und Bundesstraßen, darunter auch ein autobahnmäßig ausgebautes Teilstück. Personell sind wir noch einigermaßen gut ausgestattet, weil der Landkreis nicht die gleiche Politik macht wie das Land und die Beschäftigtenzahl kürzt. Nur deshalb können wir Ruhezeiten einhalten und Überstunden sowie Sonntagsarbeit im Normalfall ausgleichen", sagt Straßenwärter Thomas Schmidt, der auch Mitglied in der ver.di-Bundestarifkommission und im Hauptpersonalrat des niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr ist.

Zu Weihnachten war Niedersachsen vom Normalfall allerdings weit entfernt: Schneemassen und Blitzeis sorgten für Chaos auf den Straßen. Der Winterdienst im Landkreis Schaumburg ist in neun Streubezirke eingeteilt, davon sind fünf Bezirke bereits an Private vergeben.

Ein-Mann-Winterdienst

Eine Dienstvereinbarung in Niedersachsen sieht übrigens den "Ein-Mann-Winterdienst" vor. Alle Straßenwärter sind im Winter in Rufbereitschaft. Arbeitsbeginn an einem normalen Wintertag ist morgens zwischen 2.30 Uhr und 3.30 Uhr. "Dann fahren zwei Wettermelder raus und kontrollieren, ob es glatt ist", so Schmidt.

In der Zentrale der Meisterei bleibt nur der Einsatzleiter zurück und ein Kollege, der für den Salz- und Solenachschub sorgt. "Wir fahren dann allein mit unseren Fahrzeugen raus, die allerdings auch mit Funk und Handy ausgestattet sind", erzählt Schmidt. Jedes Fahrzeug führt dann rund fünf Tonnen Salz und etwa 1400 Liter Sole mit sich, die werden auf dem Streuteller zu Feuchtsalz vermischt. Die Autofahrer seien häufig rücksichtslos, starteten gefährliche Überholmanöver oder beschimpften die Straßenwärter bei ihren schwierigen Einsätzen.

Winterchaos zu Weihnachten

Die schneereichen Nächte an Heiligabend und am ersten Weihnachtsfeiertag ha-ben bei den Straßenwärterkollegen in Stadthagen mit dafür gesorgt, dass bis zu 68 Überstunden im Monat Dezember angefallen sind. Auf den Arbeitszeitkonten werden bis zu 160 Überstunden gesammelt. Die werden allerdings nicht bezahlt, sondern "abgefeiert". Ziel dabei sei, dass das Konto bis zum Herbst auf "Null" ist. Ein Straßenwärter verdient zwischen 1761 und 2277 Euro brutto. "Vielen Kollegen bleiben davon nur zwischen 900 und 1100 Euro netto übrig." Die meisten Kollegen seien vor Erreichen der Altersgrenze mit ihrer Gesundheit am Ende. "Wir wollen 50 Euro plus drei Prozent, eine Gefahrenzulage von 50 Euro zusätzlich sowie die Übernahme der Azubis", fordert ver.di-Fachbereichsleiterin Regina Stein. "Die Jungs haben das bei der Gesundheitszulage allemal verdient."

"Wir haben einen verantwortungsvollen Job und stellen Verkehrssicherheit her", bestätigt Schmidt und erinnert sich an Weihnachten: "Ich war in der ersten Schicht, bin um 3 Uhr rausgefahren und habe dann die höchstzulässigen zehn Stunden bis 13.45 Uhr gearbeitet und im Dauereinsatz Straßen geräumt. Die zweite Schicht, die um 7.30 Uhr hätte beginnen sollen, wurde gleich wieder nach Hause geschickt, damit sie uns gegen 13.30 Uhr bis Mitternacht ablösen konnte. Unsere Schicht trat dann wieder gegen 2.30 Uhr an. Wir haben also im Wechsel Zehn-Stunden-Schichten geschoben", so Schmidt. "Durch unseren Einsatz konnten viele überhaupt erst Weihnachten feiern, ihre Familien besuchen oder in die Kirche gehen."

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