Ausgabe 01/2011-02
Wenn das gute Gefühl wächst
Konferenz-Impressionen: Die Delegierten im DGB-Haus
Was zieht 130 Menschen an einem schönen Samstag im November in das Münchner Gewerkschaftshaus in der Schwanthalerstraße? Sie kommen zur Bezirkskonferenz von ver.di München und Region, an der sie als Delegierte - gewählt von den Mitgliedern in den Fachbereichen und Gruppen - teilnehmen und über gewerkschaftliche Ziele oder Forderungen diskutieren und dazu Beschlüsse fassen.
Auch ein neuer Vorstand wird gewählt. Vorsitzender bleibt auch in dieser Amtsperiode Harald Pürzel und Sabine Gruber seine Stellvertreterin. Harald ist Konzernbetriebsratsvorsitzender beim Süddeutschen Verlag, Sabine stellvertretende Personalratsvorsitzende beim Amtsgericht München. Der gesamte Vorstand besteht aus 35 Mitgliedern, Ehrenamtliche aus allen Fachbereichen und den verschiedenen Gruppen. Gewählt wurden auch die Delegierten für die ver.di-Landeskonferenz und den Bundeskongress 2011. Das ist die innergewerkschaftliche Demokratie: Entschieden wird von unten nach oben. Stimmberechtigt sind nur die Delegierten - und diese sind bei ver.di alle ehrenamtlich. Für sie bedeutet das nicht selten, in ihrer Freizeit Samstage oder Abende zu "opfern".
Die Jüngste und die Älteste: Melanie Tschiatsek, 21, Bankangestellte, Gertrud Kranz, 77, Pensionärin
Gewerkschaft bedeutet, gemeinsam stark zu sein
Geld gibt es für das Ehrenamt nicht, aber nicht selten das gute Gefühl, sich für seine Kolleginnen und Kollegen einsetzen zu können und mitzuhelfen, dass ver.di durchsetzungsstark bleibt. Es geht um die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, um gute Bezahlung und eine gerechtere Gesellschaft. Dafür nehmen viele den zusätzlichen Zeitaufwand gerne in Kauf.
Oft bleibt die Arbeit letztlich aber doch an wenigen hängen. Und die müssen sich ab und an auch noch den Vorwurf anhören, "die Gewerkschaft" tue nichts für sie. Dabei ist die Idee eigentlich eine andere: Gewerkschaft bedeutet ja gerade, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gemeinsam aktiv werden und damit stark sind. Ein ver.di-Bezirk wie München und Region mit derzeit 57500 Mitgliedern muss auch ein starkes organisatorisches Rückgrat besitzen: die Hauptamtlichen. Mitglieder, die Rat und Hilfe brauchen, müssen von kompetenten Gewerkschaftssekretärinnen und Gewerkschaftssekretären betreut werden. Mitglieder, die im Streit mit ihrem Arbeitgeber liegen, benötigen rechtlichen Beistand. Wer Ärger mit seiner Krankenkasse oder der Rentenversicherung hat oder als Arbeitsloser mit der Arbeitsagentur, dem stehen gewerkschaftliche Anwälte zur Seite - kostenlos und oft erfolgreich, wie sich auch 2010 wieder gezeigt hat (siehe Kasten).
Als Vorsitzende wieder gewählt: Harald Pürzel und Sabine Gruber
Im Mittelpunkt stehen die Mitglieder
Auch öffentliche Aktionen, Tarifverhandlungen, Demonstrationen und Streiks müssen von den Gewerkschaftssekretärinnen und -sekretären gut vorbereitet und organisiert werden. Die Arbeit der Betriebs- und Personalräte wird begleitet und unterstützt, damit die Interessen der Beschäftigten in den Betrieben und Dienststellen bestmöglich vertreten werden.
Es wird viel für die Mitglieder getan, der Beitrag ist gut investiert - auch wenn das manchmal nicht auf Anhieb erkennbar ist. Gute Tarifverträge und betriebliche Schutzregelungen werden oft als selbstverständlich hingenommen. Nicht immer wird sichtbar, welcher Einsatz dahinter steckt. Gäbe es das gewerkschaftliche Engagement - ehren- und hauptamtlich - nicht, würde es um einiges schlechter bestellt sein. In der Arbeitswelt, aber auch in der gesamten Gesellschaft.
Bares Geld für viele
ver.di-Rechtsschutz holt 3,7 Millionen Euro
Im Jahr 2010 haben wir 1050 Klagen vor den Arbeits- und Sozialgerichten geführt. Dabei konnten wir für unsere ver.di-Mitglieder in München und in den umliegenden Landkreisen die stolze Summe von 3,7 Millionen Euro herausholen.
Wenn ver.di-Mitglieder Probleme mit ihren Arbeitgebern oder mit den Sozialversicherungsträgern haben, wird ihnen Rechtsschutz gewährt. Am Anfang steht die Beratung. Im zweiten Schritt werden Ansprüche gegenüber Arbeitgebern schriftlich geltend gemacht. Haben ver.di-Mitglieder Ärger mit Sozialversicherungsträgern, legen wir Widerspruch gegen Bescheide der Arbeitsagentur, des Job-Centers, der Rentenversicherung, der Krankenkassen oder der Berufsgenossenschaft ein. Wenn wir mit diesen Maßnahmen nicht zum Ziel kommen, gehen wir für unsere Mitglieder vor Gericht und reichen Klage ein.
Für die rechtliche Beratung, das vorgerichtliche Verfahren oder die Vertretung vor Gericht zahlen ver.di-Mitglieder keinen Cent. Das ist alles im Gewerkschaftsbeitrag enthalten. ver.di-Mitglied zu sein, lohnt sich also!