Mit wenig Krawall

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG 12. MÄRZ 2011Die Gewerkschaft Verdi ist nicht gerade bekannt für geräuschlose Tarifeinigungen. Ihr Vorsitzender Frank Bsirske läuft sich regelmäßig schon in frühen Verhandlungsphasen auf den Marktplätzen des Landes warm. Auch der Tarifkonflikt mit den Ländern hatte eigentlich alle Zutaten für eine langwierige und streikintensive Kontroverse: Die Arbeitnehmer verlangten angesichts stark steigender Steuereinnahmen nicht nur deutlich mehr Geld von den Ländern - obwohl deren Haushalte teils tiefe Löcher aufweisen. Sie wollten auch eine Beschäftigtengruppe, die angestellten Lehrer, deutlich besser stellen, auch wenn das tarifpolitisch kompliziert werden würde. Früh begannen die Gewerkschaften zudem mit Warnstreiks und schaukelten so die Erwartungen hoch. [...] Es scheint, als habe Verdi Punkte für gutes Betragen sammeln wollen - als Kontrast zur Sturheit der Lokführergewerkschaft GDL, die offenbar den Beweis antreten will, dass der kürzeste Weg zum Erfolg eben doch der mit dem Kopf durch die Wand ist.


Hallo, Partner!

ÜDDEUTSCHE ZEITUNG 9. März 2011Vielleicht wünscht sich mancher Arbeitgeber im öffentlichen Dienst, er wäre in Amerika. Dort werden Lohnverhandlungen nicht immer auf - nach alteuropäischem Muster - faire Art gelöst. Wenn die Arbeitnehmer nicht parieren, kommt schnell mal per Dekret ein Gesetz, das sie zur Räson bringt. [...] Doch an Überlegungen nach US-Manier würde sich kein deutscher Arbeitgeber ernsthaft wagen. Hier gibt man sich wortgewaltig, spricht von Tarifforderungen aus dem Wolkenkuckucksheim und von vollkommen illusionären Vorstellungen [...] Das alles ist Teil der Tarifrituale, wie es sie in Deutschland seit Jahren gibt. Am Ende hat man sich immer noch geeinigt, alleine oder mit Hilfe eines Vermittlers, und von keinem Tarifabschluss ist auch nur irgendeine Branche zugrunde gegangen.


Zwischen Kampf und Vernunft

HANDELSBLATT 7. März 2011 Gewerkschaften bewegen sich mit ihrer Tarifpolitik normalerweise in einem Spannungsfeld zwischen Verbandsegoismus und ökonomischer Vernunft. Auf der einen Seite wollen sie Mitglieder werben und binden. Das schraubt ihre Forderungen hoch und macht sie kämpferisch. Auf der anderen Seite müssen sie darauf achten, die Unternehmen nicht so zu belasten, dass die Arbeitsplätze ihrer Mitglieder in Gefahr geraten. Das treibt sie in Richtung Vernunft.


Ich bin wie alle

ZEIT MAGAZIN 3. März 2011ZEITmagazin: Ihnen wird nachgesagt, Sie seien ein geschickter Taktiker, auch mal aggressiv, manchmal sogar brutal. Bsirske: Wer mir das nachgesagt hat, kennt mich nicht. Also Brutalität geht mir ziemlich ab. Ich würde sagen, ich bin wie alle Menschen nicht eindimensional. Sicher gibt es da schon ein cholerisches Moment, aber das ist nicht die Regel. Und es gibt daneben auch eine weiche, romantische Seite. Frank Bsirske ist der ver.di-Vorsitzende