Beschäftigte müssen Aufschwung im Handel spüren

HESSEN | Als "vollkommen realitätsfern" hat ver.di das erste Arbeitgeberangebot für die rund 6600 Beschäftigten des Uniklinikums Gießen-Marburg (UKGM) bezeichnet. Das Rhönklinikum als Betreiber dieses Klinikums habe eine Lohnerhöhung von 1,7 Prozent ab Juli 2011 und eine zusätzliche Einmalzahlung von 150 Euro bei einer Laufzeit von zwei Jahren angeboten. ver.di fordert eine Entgelterhöhung und strukturelle Verbesserungen im Gesamtvolumen von sieben Prozent.

ver.di: "Die Beschäftigten des Rhönklinikums haben im vergangenen Jahr einen dreistelligen Millionengewinn für den Konzern erarbeitet, dazu haben auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des UKGM ihren Anteil beigetragen - oftmals bis über die Grenze der persönlichen Belastungsfähigkeit." Als Konsequenz aus der Verhandlungsstrategie der Arbeitgeberseite hatte ver.di die Beschäftigten am Standort Gießen am Freitag, dem 25. März 2011, zu einem eintägigen Warnstreik aufgerufen. Anfang April fanden weitere Aktionen statt.


Minderjährig und unterbezahlt bei Netto

NRW | ver.di NRW will den Mindestlohn von 7,50 Euro, den der Lebensmitteldiscounter Netto für seine Hilfsarbeiter eingeführt hat, nicht hinnehmen. "Das ist für NRW immer noch deutlich unter Tarif", sagte Folkert Küpers vom ver.di-Landesfachbereich Handel.

Seit Mai 2010 hat ver.di mit Netto einen gültigen Tarifvertrag. Die unterste Lohnstufe in NRW liegt bei 8,98 Euro für ungelernte Hilfsarbeiter. Wer, wie die meisten Netto-Minijobber, überwiegend gewerblich tätig ist - also Packarbeiten verrichtet - hat aber Anspruch auf mindestens 10,48 Euro. Diese Stundenlöhne sollen auch für die geringfügig Beschäftigten gelten. Da dies ein Drittel der Netto-Belegschaft betrifft und dort nach wie vor unter Tarif bezahlt werde, ziehe Netto daraus einen Wettbewerbsvorteil gegen Konkurrenten, die sich tarifkonform Verhalten, so Küpers. Netto bestreitet diese Zahlen und nennt als untersten Tarif in NRW für ungelernte Hilfsarbeiter 7,85 Euro pro Stunde. "Das ist aber nur der Einstiegslohn für Ungelernte unter 18 Jahren", sagt Küpers. Er bezweifelt, dass Netto nur Minderjährige als Minijobber einstelle. Zudem sei diese Lohngruppe hinfällig, seit das Arbeitsgericht Dortmund 2009 die Benachteiligung Jugendlicher rechtskräftig untersagt habe.


Beschäftigte müssen Aufschwung im Handel spüren

BADEN-WÜRTTEMBERG | Seit dem 4. April laufen in Korntal-Münchingen die Tarifverhandlungen für die rund 120000 Beschäftigten des baden-württembergischen Groß- und Außenhandels. ver.di fordert Tariferhöhungen um 5,5 Prozent einschließlich der Auszubildendenvergütungen bei einer zwölfmonatigen Laufzeit.

Der Groß- und Außenhandel hat die Krise gut weggesteckt und schrieb bereits 2010 wieder satte Gewinne. Diese stiegen im vergangenen Jahr um 22 Prozent und erreichten damit fast das Niveau vor der Wirtschaftskrise im Jahr 2008. "Angesichts der hervorragenden Entwicklung im Großhandel ist die Erwartungshaltung bei den Beschäftigten klar: Die Entgelte und Azubivergütungen müssen deutlich erhöht werden. Es ist höchste Zeit, dass der Aufschwung nun auch bei den Beschäftigten spürbar ankommt", so der ver.di-Verhandlungsführer Werner Wild. "Wir erwarten von der Arbeitgeberseite ein baldiges Angebot, um zügig zu einem guten Ergebnis zu kommen."