Arbeitgeber machen Stimmung gegen den Mindestlohn

Heike Langenberg ist Redakteurin der ver.di PUBLIK

"Niedriglöhne sind vor allem eines: Einstiegslöhne", verkündete der Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Hubertus Pellengahr, Ende August vor der Presse in Berlin. Das erstaunt nicht weiter, weiß man doch, dass die Initiative finanziert wird von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie. Aber man reibt sich die Augen, wenn man sich die Grundlage dieser Behauptung ansieht, ein Gutachten des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft.

Mit diesen Ergebnissen gesteht endlich auch die Arbeitgeberseite ein, dass der Niedriglohnsektor in Deutschland in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist - auf mittlerweile über 20 Prozent. Ganz klar steht in der Studie, dass gerade mal ein Viertel der Niedriglöhner innerhalb eines Jahres den Weg in besser bezahlte Beschäftigung schafft. Drei Viertel müssen auch nach zwölf Monaten in schlechter Bezahlung verharren oder rutschen ganz ab in die Armut. Die meisten Niedriglöhner haben mehr als einen Job, um überhaupt über die Runden zu kommen.

Chancen auf den Aufstieg haben meist nur die, die zuvor schon als Normalverdiener gearbeitet haben, und die, die gut qualifiziert sind - also nicht die Langzeitarbeitslosen und Menschen mit geringerer Qualifikation. Niedriglöhne sind allenfalls ein Einstieg für wenige, und die müssen sich erst einmal mit einer schlechteren Bezahlung durchackern als sie zuvor hatten. Die meisten verharren als Niedriglöhner/innen, trotz vorhandener Qualifikation und auch trotz erforderlicher Qualifikation im Billigjob.

Dennoch interpretiert die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft diese recht eindeutigen Fakten in ihrem Sinne. Sie versucht damit Stimmung zu machen gegen einen Mindestlohn und für die Beibehaltung eines möglichst großen Niedriglohnsektors. Denn von geringer Bezahlung profitieren schließlich nur sie.

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