Ausgabe 01/2012
Briefe
Von Erich Meinike |Leserbriefe
Thema "Altersarmut bekämpfen", ver.di PUBLIK 12_2011
Drohende Altersarmut ist längst angekommen! Insbesondere bei uns Frauen, die wir schon in der Vergangenheit wenig verdient haben, Kinder allein großgezogen haben, Lücken in den Arbeitsbiographien haben, Vorschaltgesetz, Ost-West-Vereinigung, wobei Punkte und Euroumstellung dazukommen. Ich weiß, wovon ich spreche. Nach 36 Jahren Beitragszahlung habe ich nun mit 64 das Vergnügen, zusätzliche Grundsicherung beziehen zu müssen. Gleichgestellt mit Arbeitslosengeld II. Allerdings ohne einen Cent dazuverdienen zu dürfen. Was für eine Schande für uns Ältere, für dieses Land. Wie die Tafeln, Kleiderkammern, Spendenmarathons usw., die der Politik die Verantwortung für ihre Bürger abnehmen. Obwohl ein lebenswertes Leben mit diesem Grundsicherungsbetrag nicht möglich ist, werde ich ver.di treu bleiben. Doch bitte und fordere ich: Kümmert euch um uns!
Marie Braun, Aachen
Titel "Vereint für Gerechtigkeit", ver.di PUBLIK 12_2011
Ich möchte es nicht versäumen, mich für den Beitrag zu bedanken. Er nennt mehr als deutlich die aktuellen Probleme der Mehrheit unseres Landes. Man wird immer wieder bestätigt, dass es richtig ist, auch mit über 80 Jahren der Gewerkschaft ver.di die Treue zu halten und sie in ihrem Kampf zu unterstützen. Die Darlegungen haben allerdings einen bedeutenden Mangel; Sie nennen nicht die Verantwortlichen von SPD und Grünen, die vor zwölf Jahren mit dem radikalen Sozialabbau und den Steuergeschenken für die Reichen begonnen und damit erst die Weichen für ihre politischen Nachfolger gestellt haben.
Erich Meinike, SPD-MdB von 1969-1983 und langjähriges Mitglied im ver.di-LB-Seniorenausschuss NW
Beim Lesen habe ich mehrmals zustimmend mit dem Kopf genickt, bis kurz vor Schluss. Dann kommt die Stelle: „Dafür müssen und dafür werden wir streiten.” „Streiten” und nicht „streiken”? Wenn das kein Druckfehler ist, frage ich mich wirklich, welche Rolle soll eine Gewerkschaft wie ver.di künftig noch haben? Was sind denn die Konsequenzen? Weiter warten, bis Merkel in Europa ihr Regime des Sparens, folglich Sozialabbau in jeglicher Form wie in Deutschland erzwingt. Mit der weiteren Verdrehung der Fakten, dass die Ursache nun die Staatsverschuldung und nicht die Bankenkrise sei. Wer hat denn die Organisationsfähigkeit, wenn nicht die Gewerkschaften, um in Großdemonstrationen endlich die Sache bei uns in Deutschland ins Rollen zu bringen! Habt Ihr Angst vor dem Begriff "politischer Streik"? Die Legislative führt doch nur aus, was sie im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben machen soll. Wenn man sich als Gewerkschaft daran immer ausgerichtet hätte, würde es heute wohl keine Gewerkschaften geben.
Paul Laudenberg, per E-Mail
Zum Leserbrief von Matthias H.Mieth, ver.di PUBLIK 12_2011
Die Reaktion auf meinen Leserbrief nehme ich mit Ruhe und Gelassenheit zur Kenntnis. Herr Matthias H.Mieth schreibt unter anderem: "... ist aus meiner Sicht eine Beleidigung der Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeiter." Es mag sein, dass er meinen ungewöhnlichen Vergleich (der meine Schlussbemerkung ist) so sieht. Deshalb aber Bestürzung gegenüber Ihrer Redaktion zu äußern, halte ich für abwegig. Wir leben schließlich in einer Demokratie, wo die Presse- und Meinungsfreiheit einen hohen, im Grundgesetz festgeschriebenen Stellenwert hat. Dies soll presserechtlich gesehen keine Gegendarstellung sein. Auch Herr Mieth hat das Recht auf Meinungsfreiheit.
Peter Winter, per E-Mail
Rubrik "Mein Arbeitsplatz", ver.di PUBLIK 12_2011
Herzlichen Glückwunsch an die Spielhallenaufsicht! Ich arbeite seit nunmehr zwölf Jahren in der Branche. Die Dame hat wirklich Glück, so einen netten Arbeitsplatz gefunden zu haben. Meine Realität ist leider nicht so nett. Acht Stunden lang keine Sitzgelegenheit, die ganzen Putzarbeiten, so gut wie keine Pausen (eigentlich überhaupt keine, wenn viel los ist) und Stundenlöhne unter sechs Euro brutto.
Doris Grammon, per E-Mail
Danke!
Nach rund fünf Jahren Streit mit der Deutschen Rentenversicherung habe ich im Juli diesen Jahres vor dem Sozialgericht in Dortmund gewonnen und bekomme nun meine volle Erwerbsminderungsrente. Ohne die Hilfe und Unterstützung des DGB-Rechtsschutzbüros in Hagen wäre mir dies nie gelungen. Mein besonderer Dank geht an Rechtssekretär H. Martin Kühtz, der mir immer wieder Mut gemacht hat, durchzuhalten, wenn ich aufgeben wollte!
Barbara Haarmann (61), Plettenberg
Kommentar "Man hätte es wissen können", ver.di PUBLIK 12_2011
Ja, man hätte es wissen müssen! Die Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen ereigneten sich im August 1992. Damals habe ich die wahlkämpfenden Parteien, also Grüne, SPD, CDU in Wuppertal angesprochen, ob sie nicht dafür sorgen könnten, dass die Beifallklatscher, die ja weltweit von TV-Sendern gefilmt wurden, von der Staatsanwaltschaft ermittelt würden. Ich argumentierte, dass selbst eine Ordnungsstrafe dafür sorgen könnte, dass die Rechten nicht glauben, die "klammheimliche Zustimmung" der Mehrheit zu haben. Keiner der Angesprochenen fand die Idee gut. Das war in den 70ern doch etwas anders, wenn auch nicht nach Rechts, oder?
Roald Meißner (68), per E-Mail
Brennpunkt "Bloß nicht absaufen", ver.di PUBLIK 12_2011
Sie zitieren in Ihrem Artikel den Psychiater Prof. Thomas Reker wie folgt: "Burnout sagt jemand, der das Wort Depression vermeiden möchte." Das mag ja sein, jedoch wäre es falsch, wenn der Eindruck entstünde, dass ein Burnout mit einer Drepression gleichgesetzt würde. Darin wird mir Professor Reker sicherlich Recht geben. Bei Depression wie auch Burnout haben wir es mit einem veränderten Hirn-Stoffwechsel zu tun. Burnout ist der Zustand der Erschöpfung von Neurotransmittern, die unter ärztlicher Aufsicht in Form von Tabletten wieder zugeführt werden müssen. Man muss zusehen, dass kein chronischer Erschöpfungszustand entsteht und seine Lebensumstände dahin gehend ändern. Dabei können eine Klinik sowie Psychotherapeuten helfen.
Susanne Aue, per E-Mail
Aktion "Aufschrei. Stoppt den Waffenhandel"
Vor Monaten wurde die Kampagne bundesweit gestartet. Unser Ortsverein hat bisher 449 Unterschriften dafür geworben. Diese Kampagne sollte von allen Gewerkschaftern unterstützt werden. Auch die Beschäftigten in der Rüstungsindustrie könnten bei umfassender Konversion und deutlicher Arbeitszeitverkürzung in allen Arbeitsbereichen bei vollem Lohnausgleich dann einer anständigen Arbeit nachgehen. Wenn laut Umfrage ca. 79 Prozent der Bundesbürger den Krieg in Afghanistan ablehnen, dann dürfte die Ablehnung des immer weiter ausufernden Exports von Kriegswaffen vergleichsweise hoch sein. www.friedensgruppe-luedenscheid.de/neu_aktiv_2011_10_23.html
Wilfried Böske, Marsberg
Thema "Es kracht auf der Insel", ver.di PUBLIK 12_2011
Im Vergleich zu den landesweiten Streiks in Großbritannien erscheint mir die Kampfbereitschaft der deutschen Gewerkschaften wie eine lahme Ente. Hierzulande wird verhandelt, diskutiert, abgewogen und gezögert, bis der Arzt kommt. In der Regel lässt sich mit einem Generalstreik politische Macht erringen. Im Hinblick auf all die Sauereien, die unsere Bundesregierung bereits über unsere Köpfe hinweg durchgesetzt hat, wäre ein Generalstreik die einzig wirkungsvolle Antwort. Stattdessen wartet man hierzulande offenbar auf bessere Zeiten und auf die gnädige Einsicht der Herrschenden. Das ist jedoch das Warten auf Godot.
Achim Sadlo, per E-Mail
Thema "Leiharbeit – Amnestie für Arbeitgeber"
Politisch verantwortliche Kreise, z.B. in der CDU, wollen die Lohndumper auch noch schonen und arbeiten an einer Amnestie für Arbeitgeber, die mit gerichtlich für unwirksam erklärten Billigtarifverträgen Lohndumping betrieben haben. Es ist inzwischen mehr als eine bodenlose Dreistigkeit, und auch schon deutlich mehr als nur ein Verstoß gegen die guten Sitten, wie konservative Bundestagsabgeordnete, die Spitzen von Arbeitgeberverbänden, Arbeitgeber und scheinbare soziale Demokraten einerseits den Leistungsmissbrauch, Schwarzarbeit u.a. verurteilen und andererseits die Solidargemeinschaft, die öffentlichen Interessen und deren legitime Anliegen unverhohlen schwächen. Und wenn etwas erkennbar über den Verstoß gegen die guten Sitten hinausgeht, dann ist es in der Konsequenz rechtsstaatlich nur noch als kriminell und strafrechtlich relevant zu definieren und zu prüfen, ob es sich hier noch um persönliche Einzelmeinungen oder bereits um Stellungnahmen oder die Bildung entsprechender Vereinigungen handelt, die zu verbieten sind.
Hans-Joachim Reich, Braunschweig
Spezial "Essen und Trinken", ver.di PUBLIK 12_2011
Danke für die Beiträge zum Thema Essen und Trinken. Die Art unserer Ernährung ist elementar wichtig für die Zukunft der Erde. Neben der Mitgliedschaft bei ver.di bin ich Unterstützer und Mitglied der Partei Mensch, Umwelt und Tierschutz. Der Artikel "Schwein gehabt" beinhaltet leider einen gravierenden und irreführenden Fehler. Im Text steht, dass bei Biohaltung keine Tierquälerei entsteht.Spätestens bei der Schlachtung sind alle Tiere gleich. Auch die Bioschweine leiden im Schlachthaus unter Stress und Angst. Natürlich ist eine Biohaltung immer besser als eine Massentierhaltung. Aber eine humane Schlachtung gibt es genauso wenig wie eine sanfte Vergewaltigung. Fleischessen ist immer mit Tierleid verbunden. Informationen über Tierrechte und Ethik finden sie z.B. auf der Internetseite von Helmut F. Kaplan. Sehr gute Denkanstöße und Bildmaterial zu diesem Thema sind auch auf www.soylent-network.com zu finden.
Jörg Binder, per E-Mail
Thema "Amazon - Einfach frech", ver.di PUBLIK 12_2011
Gern würde ich die Amazon-Beschäftigten mit einem Brief unterstützen - geht aber nicht, weil dazu, wie so oft, nur noch aufs Internet verwiesen wird. Das habe und will ich auch nicht, wie vermutlich doch viele andere Ältere, die sich sonst bereitwillig an Aktionen beteiligen würden. Ich bin überzeugt, dass "nebenbei" zu erledigender Protest im Datennetz längst nicht dieselbe Wirkung erreicht, wie ein begreifbares Schreiben - ganz zu schweigen von der Präsenz auf der Straße, die ja immer kläglicher ausfällt.
Elisabeth Kröger, München
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