Der Schnee am Kilimandscharo | Würstchen brutzeln auf dem Grill, die Sonne glitzert auf den Kränen im Hafen von Marseille. Gewerkschafter Michel hält die Entlassungswelle seines Werftbetriebs für das kleinere Übel und fügt sich in ein beschauliches Leben als Zwangspensionär. An seinem dreißigsten Hochzeitstag legen alle Freunde zusammen, um eine Bergtour in Afrika zu spendieren. Doch dann wird Michels Familie im eigenen Häuschen gefesselt und ausgeraubt. Dabei gehen nicht nur das ganze Geld und die Gemütsruhe der Schwägerin verloren. Auch die Illusion von Gemeinschaft zerbricht: Der Täter ist ein junger Exkollege, der als Arbeitsloser seine Geschwister kaum ernähren kann. So landet Michel statt auf dem Kilimandscharo in einer Gewissenskrise. Wo darf Mitgefühl mit anderen aufhören? Muss Solidarität siegen? Kann man auch beim Gemüseputzen den Helden in sich finden? Der Film gibt darüber klare Auskünfte. Jutta VahrsonF 2011 R: Robertg Guédiguian. D: Jean-Pierre Darroussin, Ariane Ascaride, 107 Min., Kinostart: 15.3.12


Die Thomaner | So viele disziplinierte, freundliche, brave Kinder auf einem Haufen sieht man selten. Der Kontrast zwischen dem Internat der Thomaner und anderen Schulen, in denen Rabauken ihren Lehrern das Leben schwer machen, könnte kaum größer sein. Chorleiter Biller reagiert schon gereizt, wenn sich seine Knaben auf eine Probe schlecht vorbereitet haben, und nur die Besten dürfen auf die Konzertreisen mit. Diese Strenge ist aber auch Teil des Erfolgskonzepts. Dass der berühmte Chor auch in Zeiten der Klassikkrise auf höchstem Niveau Bach’sche Chorwerke gestaltet, wäre wohl ohne starken Leistungswillen kaum denkbar. Die Kraft dieser Dokumentation liegt in der Musik: Charisma und Sangeslust der Jugendlichen stecken an. Nur bleiben einige entscheidende, psychologische Fragen offen: Wie kommen diese Jungs mit anderen Gleichaltrigen außerhalb ihres Elfenbeinturms zurecht, und wie erleben sie wohl ihre Pubertät? Kirsten LieseD 2011. R: Paul Smaczny/Günter Atteln. 113 Min., Start: 16. Februar