Ausgabe 03/2012
Über den Bäumen
Einer von sieben: der Baumwipfelpfad im niederbayerischen Neuschönau, als er noch im Bau war
Oben im Adlerhorst scheint die Welt ein wenig zu schwanken. Oder täuscht das nur der Wind vor, der an diesem Tag durch die Bäume bläst? Nein. Bis zu einem Meter nach rechts oder links kann sich die Plattform des Aussichtsturms des Baumwipfelpfades in Fischbach bei Dahn bewegen, in 35 Metern Höhe. Es ist eine kaum spürbare Bewegung. Steht man dort oben, gleitet der Blick entlang an Kiefern, Eichen und anderen Bäumen des Pfälzer Waldes. Das beeindruckt selbst Kinder. Sieben Baumwipfelpfade gibt es mittlerweile in Deutschland. Zwischen 200 und 1300 Meter sind sie lang. Über Aussichtstürme geht es bis auf 44 Meter hoch, die Wege selbst sind meist ein paar Meter niedriger angelegt. Aber grandiose Aussichten sind auch von dort garantiert.
Für einen Ausflug in die luftigen Höhen braucht man keine Kletterausrüstung. Die Wege in den Kronen sind meist breit und stabil aus Holzplanken gebaut. Geländer, Netze und Seile sichern sie zu den Seiten. Sie sind in großen Teilen barrierefrei zu begehen und auch für Eltern mit Kinderwagen geeignet. Rauf geht es über langsam ansteigende Wege, mit einem Fahrstuhl oder über Treppen. Wer allerdings Höhenangst hat, ist hier fehl am Platz.
Der Baumwipfelpfad in Fischbach bei Dahn im Pfälzerwald ist der älteste in Deutschland. 2003 wurde er eröffnet. Er liegt im länderübergreifenden Biosphärenreservat Pfälzerwald - Vosges du Nord. In 18 Metern Höhe führt der 270 Meter lange Weg quer durch die Baumspitzen. Es ist ein völlig neuer Blickwinkel, der sich hier eröffnet. Plötzlich schaut man nicht mehr nur von unten hoch in die Baumspitzen, man sieht die dichten Blätter der Kronen und versteht so viel besser, wie ein Baum aufgebaut ist.
Über Kletternetze, Teller- und Hängebrücken
An verschiedenen Stationen des Pfades gibt es Informationen über die Bewohner der Bäume, über Spechte, Bienen oder Eulen. Mit etwas Glück kann man die Tiere frühmorgens oder abends sogar in den Bäumen sehen. Nicht nur der Pfad in der Pfalz ist spielerisch aufgebaut, auch alle anderen Pfade verbinden unterhaltende Elemente mit Informationen über Flora und Fauna der Region. Kinder haben jedoch meist mehr Spaß an aufgehängten Kletternetzen, Teller- und Hängebrücken. Den Abstieg können sie meist auch rutschend erledigen - und gleich wieder aufsteigen, weil es so schön war. Wer nicht so wagemutig ist, dem wird geholfen: Man kann diese Bereiche problemlos umgehen.
Zu erleben gibt es allemal etwas. Und die Wege in luftiger Höhe bieten zudem viele Informationen über die Natur der Region, die auch bei Kindern hängen bleiben. Verbunden sind die Pfade meist mit Barfuß- und anderen Naturerlebniswegen oder mit zusätzlichen Ausstellungen - wie in Fischbach bei Dahn mit der im Biospährenhaus. hla
Hier geht's zum Pfad
In Deutschland gibt es zurzeit sieben Baumwipfelpfade: in Fischbach/Dahn (Pfälzerwald), Hainich (Thüringen), Sankt Engelmar/Maibrunn, Neuschönau (beide Bayerischer Wald), Waldkirch (Schwarzwald), Edertal-Rehbach (Hessen) und Scheidegg (Westallgäu). Die Eintrittspreise liegen zwischen 5,50 und 8,50 Euro für Erwachsene sowie 3 und 6 Euro für Kinder. Bei Kindern gibt es große Unterschiede, ab welchem Alter sie Eintritt zahlen müssen. Fast überall werden auch Familienkarten angeboten. Eine Übersicht über die Pfade findet man bei www.wikipedia.de, Stichwort Baumkronenpfad. Von hier aus sind die Websites aller Pfade verlinkt.