Fühlt sich verschaukelt: Das Bühnenpersonal der Frankfurter Städtischen Bühnen

Um das alles ging es: Müllabfuhr, Schwimmbäder, Erzieherinnen, Rathausangestellte, Sparkassen, Busfahrer, Energieversorgung, Abfallwirtschaft, Mainschleusen, Flughafen, Krankenhäuser - der öffentliche Dienst ist breit gefächert. Seine Beschäftigten forderten spürbar mehr Geld im Portemonnaie. Und dafür streikten sie. Nun ist der neue Tarifvertrag unter Dach und Fach: 6,3 Prozent, gestreckt auf zwei Jahre. Und die Beamt/innen sind ebenfalls im Boot.

Vorstellungen abgeschminkt

Ihren Teil dazu beigetragen haben die Städtischen Bühnen in Frankfurt. Zum zweiten Mal streikten die mehr als 300 Beschäftigten für mehr Geld, für die Übernahme der Auszubildenden und für die Aufnahme der künstlerisch-technisch Beschäftigten in den Geltungsbereich des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst. Das sind zum Beispiel die Bühnentechniker "mit überwiegend künstlerischer Tätigkeit". Sieben Tage in der Woche arbeiten sie, Feiertage inklusive. Dennoch werden sie oft nur mit schlechten Honoraren bezahlt.

Ein Demonstrant mit Überblick

Fast das gesamte Bühnenpersonal war im Warnstreik, einschließlich der Auszubildenden, die ihre Übernahme fordern. Denn, so Roland Sittner, Betriebsratsvorsitzender, die rund 500 Beschäftigten fühlen sich "verschaukelt". Aus Protest begab sich die Frühschicht ins Frankfurter Gewerkschaftshaus, die Spätschicht folgte. An den Bühnen gab es kein Licht, keinen Ton, keine Requisite, kein Bühnenbild. Kostüme mussten zusammengeklaubt werden, schminken musste sich jede/r selbst. Manche Vorstellung fiel ganz aus, der Kartenvorverkauf lag lahm.

Zeitgleich fanden in vielen Städten wie Rüsselsheim, Darmstadt, Gießen, Fulda und Kassel regionale Streikkundgebungen statt. Der öffentliche Nahverkehr in Wiesbaden, Frankfurt, Hanau, Gießen und Kassel war stillgelegt. Wegen des parallel laufenden Tarifkonflikts im Bereich des privaten Landesverbandes der hessischen Omnibusunternehmer (LHO) kam es auch auf deren Linien in Wiesbaden, Marburg sowie in Fulda zu Arbeitsniederlegungen. Durch die zahlreichen Demonstrationszüge war der Verkehr zusätzlich behindert. Erfreu-lich, wie wenig Verkehrsteilnehmer/ innen sich darüber beschwert haben. Ein weiteres Beispiel in Frankfurt: Die Beschäftigten der Zulassungsstelle, Führerscheinstelle, des Bewohnerparks und Sportamts kamen geschlossen zum Protest. Allein aus dem Taunus und der Wetterau waren zwölf vollbesetzte Busse angerollt. 1000 Beschäftigte aus der Ver- und Entsorgung zogen vom Kraftwerk zum DGB-Haus; und Kolleginnen und Kollegen aus Krankenhäusern, sozialen Vereinen, Altenpflege und Sozialeinrichtungen kamen dazu, es waren rund 1000. Sie alle haben zum Ergebnis beigetragen.

Und das sind die harten Zahlen: Ende März beteiligten sich in Hessen 16.640 Beschäftigte an den Streiks und Demonstrationen. Konkret: Wiesbaden: 1000, Nordhesssen: 3500, Südhessen: 3240, Fulda: 500, Frankfurt und Region: 5000, Hanau: 1400, Gießen: 2000. In diesem Jahr war eben der März der Wonnemonat. Bericht Seite 3