Mit gefletschten Zähnen

Fahrer lassen sich nicht das Fell über die Ohren ziehen

Die Geschichte geht so: Dalmatinerhunde sind bekannt wegen ihres angenehm aggressionsfreien Wesens. Wenn man ihnen allerdings das Fell über die Ohren ziehen will, können auch sie die Geduld verlieren. Dieses Bild aus dem Buch 101 Dalmatiner haben sich die hessischen Beschäftigten der Speditions- und Logistikbranche gewählt, um den Arbeitgebern die Zähne zu zeigen. Denn seit Ende Juni verweigert der Verband VdV die Verhandlungen über die Tarifforderung nach sechs Prozent mehr Lohn und 50 Euro mehr für Auszubildende. Erst Anfang des kommenden Jahres wollen sie sich zu Gesprächen bequemen. Soll so aus der Krise ein Extragewinn gepresst werden? Die Branche ist geprägt durch eine Vielzahl von Kleinunternehmen mit mehr als "101 Dalmatinern", nämlich mit rund 40 000 Beschäftigten in Hessen.

Ende Oktober war erneut eine Streikwelle durch die Größeren im Speditions- und Logistikgeschäft gerollt. Am 18. Oktober wurde bei Fraport Cargo Services am Frankfurter Flughafen gestreikt. Rund 200 Tonnen Luftfracht blieben liegen. Am 22. Oktober Ausstand in Gustavsburg bei UPS-"Reload". Die Sortierung wurde lahmgelegt. Ebenfalls 22. Oktober: Stillstand in der Nachtschicht bei DHL Airways am Frankfurter Flughafen. Rund 80 Tonnen Fracht stapelten sich. 26. Oktober: erneuter Warnstreik bei Williams Lea Inhouse Eschborn.

Auf der Warnstreik-Welle

Letzter Höhepunkt am 27. Oktober: Streiks bei Fraport Cargo Services in Frankfurt sowie bei Kraftverkehr Nagel in Kassel unter dem Motto: 101 ver.di-Dalmatiner kommen auf Touren. "Wir werden erst Ruhe geben, wenn ein neuer Tarifvertrag unterschrieben ist. Weihnachtsgeschäft hin, Weihnachtsgeschäft her", so der ver.di-Streikleiter Detlev Borowsky. reb