Einmal Gewerkschaft, immer Gewerkschaft - auch in der Rente

Senioren aus Plauen, v. l. n. r.: Ralf Kaden, Heinz Wettstein, Hans Werner

von Birgit Tragsdorf

30.000 Senior/innen sind Mitglied in unserem Landesbezirk. Gut organisiert in ihren Seniorenausschüssen, in den Ortsvereinen und Bezirken, haben sie einen festen Platz in ver.di. Am Beispiel der beiden Seniorenausschüsse in Plauen-Vogtland und Sachsen-Anhalt Nord lässt sich gut zeigen, wie Seniorinnen und Senioren eigenständig und verantwortungsbewusst in der Gewerkschaft arbeiten und sie mitgestalten, und was sie in der Zeit nach ihrem Berufsleben durch ihre Gewerkschaftsmitgliedschaft gewinnen können.

Wolfgang Felgner engagiert sich mit vielen aktiven Mitstreitern in seinem Bezirk Sachsen-Anhalt Nord für die Senior/innen. Ihre wichtigsten Veranstaltungen sind aus seiner Sicht die vier jährlichen Stammtische, 2012 mit den Themen: Demokratie, verbunden mit einem Besuch des Deutschen Bundestages, der Dialog der Generationen, der Stammtisch über Wohnen und Pflegen sowie die Städtepartnerschaft zwischen Magdeburg und Braunschweig.

Der Stammtisch der Generationen ist eine ganz besondere Veranstaltung. Er ist jedes Jahr eine feste Größe im Plan der Senior/innen. Am 14. Juni treffen sie sich mit den jüngeren Kolleg/innen und vor allem mit der Jugend im Bezirk. Für dieses Jahr haben sie sich vorgenommen, in Magdeburg Orte des Gedenkens zu besuchen und auf einem Rundgang durch‘s Stadtzentrum den Stolpersteinen zu folgen. Der Bildhauer Gunter Demnig verlegt seit 1992 diese Messingsteine in vielen Städten mit Namen von Opfern der Nationalsozialisten. Dieses klare Bekenntnis gegen Rechts ist ein wichtiges Anliegen der Senior/innen. Darüber wollen sie mit den jungen Leuten ins Gespräch kommen.

Nach Veranstaltungen mit Bildungs- und Beratungsthemen wird immer wieder gefragt, und sie sind gut besucht. Ob es die Renten- oder Gesundheitspolitik, Serviceleistungen von ver.di zu Miete, Lohnsteuer und Verbraucherschutz sind, sie gehören zum Gewerkschaftsalltag auch der Senior/innen. Wolfgang Felgner erklärt, dass bei der Arbeit der Seniorenausschüsse immer auch eine hohe Betreuungserwartung herrscht. Seine Senioren halten sich nicht zurück bei den Diskussionen um die Strukturen in ver.di. Sie haben ein eigenes Konzept zur Mitgliederbindung und -rückgewinnung und treffen sich seit einiger Zeit mit ihren Kolleg/innen aus dem Bezirk Sachsen-Anhalt Süd, tauschen ihre Arbeitspläne und Erfahrungen aus und planen gemeinsame Aktionen.

In der Gesellschaftsmitte bleiben

In der Region Plauen-Vogtland kennen sich die Senior/innen schon seit vielen Jahren, es gibt einen recht aktiven Kern in Plauen. Die 900 Mitglieder sind zwar nicht alle zu mobilisieren, aber an den Veranstaltungen nehmen je nach Thema 30 bis 50 Leute teil. Die drei Plauener Vorstandsmitglieder Ralf Kaden, Heinz Wettstein und Hans Werner sind der Motor der Truppe, ihr guter Geist, auch mal Poltergeist. Sie sind sehr interessiert an politischen und gewerkschaftlichen Themen.

Wolfgang Felgner

"Einmal Gewerkschafter, immer Gewerkschafter", da ist sich Hans Werner sicher. Für ihn und seine Mitstreiter bietet ver.di eine Plattform für soziale Begegnungen. Und Ralf Kaden berichtet, wie wichtig es für ihn und viele Senioren ist, Kontakte zu ehemaligen Kolleg/innen zu pflegen und einen Platz in der Gesellschaft zu behalten, nicht am Rande zu stehen. Die Senioren fragen nach, wenn jemand sich längere Zeit nicht sehen lässt.

Und Ideen für neue Pläne haben sie stets, die sprudeln nur so aus ihnen heraus. Die Planung für 2013 ist schon in vollem Gange. Dieses Jahr stehen 15 Veranstaltungen im Kalender, das Themenspektrum ist breit: Betriebsbesichtigung bei VW, in der Rettungsleitstelle und bei der Berufsfeuerwehr Plauen, Busfahrten in schöne Landschaften, in Museen, Besucherbergwerke sind sehr beliebt. Ebenso nachgefragt sind ihre Vortragsrunden. Sie holen sich Referenten zu medizinischen Themen, ein Hauptkommissar spricht über das illegale Ausspähen von persönlichen Daten. Die Referenten arbeiten ohne Honorar, das Budget der Senioren ist schmal, beklagen die drei Kollegen. Auch wenn die Senior/innen eine sehr eigenständig arbeitende Gruppe ist, wollen sie dabei sein bei politischen und sozialen Themen von ver.di.

Bei ihren Betriebsbesichtigungen rühren sie die Werbetrommel und sprechen Kolleg/innen darauf an, Gewerkschaftsmitglied zu werden. Sie sind in ihrer Stadt und Region aktiv, engagieren sich gegen die rechten Aufmärsche in Plauen. Und vor allem wollen sie in der Zeit nach ihrem Berufsleben engagiert in Gesellschaft und Gewerkschaft bleiben und davon auch ihre Altersgenossen überzeugen.