Ausgabe 05/2012
Ein Schrei zum 1. Mai
Die Aktion am 1. Mai
Aufsehen erregte am 1.Mai eine Aktion der ver.di-Seniorinnen und -Senioren in München. Mit Masken, die dem berühmten Gemälde "Der Schrei" von Edvard Munch nachempfunden waren, wiesen sie auf die "Angst vorm Alter" hin. Ernst Edhofer unterhielt sich darüber für ver.di PUBLIK mit Bernd Kaiser, dem Vorsitzenden der ver.di-Senioren.
ver.di PUBLIK | Ein bisschen gruselig haben sie ja schon ausgesehen, eure "Schrei"-Masken und Infostand-Dekorationen... BERND KAISER | Gruselig ist auch die Situation, auf die wir hinweisen wollten. Auf die drastisch anwachsende Altersarmut. Viele Menschen müssen Angst haben vor Armut - und das in einer Zeit, da Spekulationsgewinne auf der Grundlage der Ausbeutung arbeitender Menschen skurrile Blüten treiben. Sogar im Kunsthandel, wo eine Version von Munchs "Schrei" für über 100 Millionen Euro versteigert wurde, der bildlichen Anregung für unser Angst-Motto. Die einen haben zu viel und immer mehr haben zu wenig zum Leben. Heute schon sind 15 Prozent der Ruheständler/innen von Altersarmut betroffen. Bald aber werden es 50 Prozent und mehr der zukünftigen Rentner/innen und Pensionäre sein. Besonders betroffen sind Frauen; sie haben allen Grund, für ihr Leben im Ruhestand schwarz zu sehen.
ver.di PUBLIK | Was sollte demnach verändert werden? KAISER | Armut im Alter ist in unserer Gesellschaft nicht hinzunehmen, Altersarmut ist auch eine Hypothek für künftige Generationen. Armut führt zum Verlust jeglicher Menschenwürde, insbesondere, wenn sie mit Krankheit verbunden ist. Wir sind uns darüber klar geworden, dass es eine Vielzahl von Gründen gibt, die bisher schon zu Armut führten, und noch mehr, die in Zukunft dazu führen werden. Wir hatten uns an diesem 1.Mai jedoch auf den wichtigsten Grund konzentriert: auf die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse aller Arten mit der Folge des Verlustes wirtschaftlicher Sicherheit im Alter. Daher unsere Forderungen: Abschaffung aller prekären Arbeitsformen und Einführung eines bundesweiten, gesetzlichen Mindestlohns.