Wenn man sich selbst als Größter im elektronischen Versandhandel bezeichnet, bricht einem schnell ein Zacken aus der Krone. Diese Befürchtung hatte wohl die Geschäftsleitung von Amazon Logistik GmbH in Bad Hersfeld, als sie von ver.di Hessen zu Tarifverhandlungen aufgefordert wurde. Man stellte sich erstmal taub. Das aber war nicht mehr möglich, als Ende Februar über 37.000 bundesweit gesammelte Unterschriften unter einem Begehren für bessere Arbeitsbedingungen vorgelegt wurden. Denn Amazon zahlt nicht nach Tarifverträgen, hält sie offenbar für überflüssig und beschäftigt nach einem Dreiklassensystem von unbefristeten, befristeten und Leiharbeitskräften. In Bad Hersfeld liegen die Entgelte rund 20 Prozent unter dem, was in der Branche tariflich üblich ist. Befristet oder ausgeliehen ist man noch schlechter dran, auch, was Urlaub und Jahresleistung anbelangt. Die 37.000 Unterschriften hatten Überzeugungskraft. Die Geschäftsleitung ließ die gewerkschaftliche Delegation schließlich doch aufs Werksgelände und sagte Gespräche zu.