Ausgabe 02/2013
Nach Erfolg ein neuer Konflikt
Erfolgreich gestreikt
ver.di PUBLIK | Du engagierst dich in ver.di. Warum?
Sylvia Tausche | Weil ich als Arbeitnehmerin eine Gewerkschaft brauche, um mich gegen die Arbeitgeber behaupten zu können und um unsere Interessen zu vertreten. Als Einzelkämpferin kann ich das nicht.
ver.di PUBLIK | Ihr habt gemeinsam in der Klinik viel erreicht. Wie?
Tausche | Jahrelang ist uns eine Tarifangleichung an die anderen Paracelsus-Häuser nicht gelungen. Nun haben wir mit Aktionen wie die aktiven Mittagspausen und dann mit unserem neun Tage langen Streik eine Tarifeinigung erkämpfen können. Als Ergebnis steht die Angleichung der Gehälter an die der Kliniken Adorf/Schöneck und Zwickau, dazu Einmalzahlungen und zwei Tage Sonderurlaub.
ver.di PUBLIK | Hätte ver.di etwas besser machen können?
Tausche | Jetzt fühlen wir uns in ver.di gut aufgehoben. Aber es war ein langer Weg. Anfangs hatten wir wenig Kontakt, und es fehlten uns die Ansprechpartner. Mit der Gewerkschaftssekretärin Simone Bovensiepen ist das jetzt viel besser. Unsere Erfahrungen besagen, dass es notwendig ist, dass jemand die Fäden in die Hand nimmt, die Kolleg/innen über ihre Rechte aufklärt und motiviert, selbst was zu tun. Wir konnten die Hälfte der Belegschaft für ver.di begeistern, erfolgreich streiken und gehen die nächsten Probleme an.
Die Reichenbacher Tarifeinigung:
- Anhebung der Gehälter ab 1. Juli 2013 um acht Prozent,
- ab 1. März 2014 um fünf Prozent,
- ab 1. Dezember 2014 der ggf. noch fehlende Betrag,
- Eingruppierung der Beschäftigten und einheitliche Regelung der Bezahlung,
- März 2013 Einmalzahlung von 400 Euro,
- zwei Tage Sonderurlaub, 30 Tage Jahresurlaub,
- ab 1. Juli 2013 Überleitung in den Konzerntarifvertrag,
- ab 1. Juli 2013 Tarifvertrag für Auszubildende.
Und dann: Wenige Tage nach Abschluss der Tarifvereinbarung verkündete die Leitung der Klinik in Reichenbach, dass sie anstrebe, in Zukunft pro Schicht und Station auf eine ausgebildete Pflegefachkraft zu verzichten. Das bedeutet, die Beschäftigten müssten mit Mehrarbeit ihre eigene Tariferhöhung bezahlen. Die Kollegenschaft ist bestürzt über den neuen Konfliktstoff. Wie sie damit umgehen, diskutieren die Streikerfahrenen derzeit.
Btr