Voneinander lernen - gemeinsam kämpfen

Hier werden Strategien für den Streik entwickelt

Das Gewerkschaftshaus ist voll an diesem ersten Märzwochenende - mit über 500 aktiven Haupt- und Ehrenamtlichen aus ver.di, der IG Metall, der NGG und anderen Gewerkschaften, die zum Thema "Erneuerung durch Streik" diskutieren. Die von der Rosa-Luxemburg-Stiftung und ver.di Stuttgart organisierte Konferenz bot Gelegenheit, die Bedingungen erfolgreicher Streikbewegungen zu hinterfragen und sich über die in betrieblichen und tariflichen Auseinandersetzungen gesammelten Erfahrungen auszutauschen.

Flexibel streiken

Streiks haben sich verändert, es wird häufiger und flexibler gestreikt, und es streiken neue Gruppen von Beschäftigten unter schwierigeren Bedingungen. Auch kulturell habe sich in ver.di einiges verändert, so Bernd Riexinger, ehemaliger Geschäftsführer von ver.di Stuttgart. Er hob die Stuttgarter Praxis der demokratischen Streikversammlung hervor. Dort könne über aktuelle Probleme gesprochen werden,um gemeinsam Streikstrategien zu entwickeln: "So entstehen eine große Kampfkraft und ein hohes Verantwortungsbewusstsein."

Dass das auch in prekären Bereichen klappen kann, machten Kolleginnen aus dem Einzelhandel deutlich. Früher, so Christina Frank von ver.di Stuttgart, sei ein mehrtägiger Streik wegen der extrem flexiblen Arbeitsverhältnisse kaum vorstellbar gewesen. "Aber als wir dann erstmal Kontakt zu den jungen Frauen hatten, entwickelte sich eine unglaubliche Kreativität. Spontane Arbeitsniederlegungen, die den Einsatz flexibler Kräfte und damit den Streikbruch erschweren, werden gemeinsam entwickelt und umgesetzt." Dass auch öffentlicher Druck eine wichtige Rolle in Streiks spielt, machte die Betriebsrätin Bärbel Thamhayn am Beispiel der Auseinandersetzung bei Edeka deutlich. Oftmals brauche es Unterstützung von außen, um rabiaten Arbeitsgeberstrategien etwas entgegen zu setzen.

Um die gewerkschaftliche Kampfkraft zu stärken, müsse das wichtigste Machtmittel, der Streik, offensiv und innovativ genutzt werden, so der Tenor der Konferenz. Die Diskussion über Streikstrategien und Streikpraxis soll auf regionalen Treffen und auf einer Folgekonferenz 2014 in Hannover weitergeführt werden.