Kuckucksuhr, mon amour | Von einer Bade-Ente im Flügel gehalten oder komplett im Häkelkleid - eine Kuckucksuhr ist heutzutage auch nicht mehr das, was sie einmal war. Fortschritt könnte man das nennen. Oder sagen, die Kuckucksuhr ist in der Moderne angekommen. Aber wie auch immer man die Wandlung der angeblich aus dem Schwarzwald stammenden und klingenden Uhr bezeichnen mag, ihrem Charme kann man sich nicht mehr entziehen, wenn man die über hundert Prachtexemplare im Deutschen Uhrenmuseum in Furtwangen gesehen hat. Dort wurden Kuckucksuhren in vielfachen Gewändern für eine Sonderausstellung zusammengetragen, wie es sie bisher noch nicht gegeben hat.

Längst haben sich nämlich auch namhafte Designer/innen und Künstler/innen über das Kultobjekt von Touristen hergemacht und der Uhr mit dem Waldvogel im Gehäuse die Heimat und die Trachten ausgetrieben. Für Grufties gibt es sie in weiß mit Totenkopf auf dem Dachsims, für Bauhaus-Fans in den Grundfarben und Grundformen. Eine ganze Palette von sachlich nüchtern bis quietschbunt verspielt hängt dort an den Wänden. Als einziges gemeinsames Erkennungszeichen bleibt den Uhren am Ende nur noch der Kuckuck, der zu jeder Stunde ruft und nickt.

Aber es gibt in dieser Ausstellung natürlich auch die klassische Kuckucksuhr zu sehen. Die mit den Tannenzapfen unten dran zum Aufziehen des Uhrwerks. Und mit den Schwarzwaldmädchen und Bauern vor dem Haus, in dem der Kuckuck haust. Die älteste Uhr stammt aus dem 18. Jahrhundert, ein kleines Werk der Holzschnitzkunst. Als hätte der Schnitzer dem Baumstamm, aus dem der Kuckuck ruft, das Haus entlockt, in dem er nun geschützt hockt vor dem jungen Jägersmann, der ihm in dem Kinderlied "Auf einem Baum ein Kuckuck saß" mit dem Gewehr auflauert. Gezeigt wird auch, wie die Kuckucksuhren gebaut werden. Viele werden noch heute in Handarbeit gefertigt. Denn nicht nur das Gehäuse muss geschnitzt, geklebt, gehäkelt oder sonst irgendwie hergestellt werden. Vor allem das Uhrwerk muss zusammengesetzt werden, sodass jedes Rad richtig ins andere greift. Und den Kuckuck pünktlich weckt. Kurzum: eine Ausstellung für alle Aufgeweckten, egal ob groß oder klein. Petra Welzel

DEUTSCHES UHRENMUSEUM, ROBERT-GERWIG-PLATZ 1, FURTWANGEN, BIS 3. NOVEMBER, TÄGL. 9-18 UHR; DAS BUCH ZUR AUSSTELLUNG: KUCKUCKSUHR, MON AMOUR, KONRAD THEISS VERLAG 2013, 160 SEITEN, 120 FARBIGE ABB., 14,95 €


Über Grenzen | „Visit Korea“ heißt die Fotoserie von Jörg Brüggemann aus der entmilitarisierten Zone zwischen Nord- und Süd-Korea. Es sind Bilder einer Grenze, die bis vor kurzem noch ein Stück weit durchlässig war und heute wie aus der Zeit gegriffen scheint, in der Abwehrraketen auf beiden Seiten erneut in Stellung gerückt werden. 18 Fotograf/innen der Agentur Ostkreuz haben sich für diese Ausstellung auf den Weg gemacht und Grenzen aufgespürt. Es sind nicht immer sichtbare wie in Korea. Thomas Meyer hat bengalische Flüchtlinge in ihrem Exil im indischen Kalkutta fotografiert, Frank Schinski war am Gerichtshof in Den Haag, wo Welten und Grenzen in einem Gerichtssaal aufeinandertreffen. Linn Schröder zeigt sich selbst in einem Porträt mit nur einer Brust und ihren Zwillingen. Es ist vielleicht das stärkste Bild über eine Grenze, an die wir stoßen und die es doch zu überwinden gilt. Petra Welzel

DEUTSCHES HYGIENEMUSEUM, LINGNERPLATZ 1, DRESDEN, 17. MAI BIS 11. AUGUST, DI–SO 10–18 UHR


The American Way | „I Did It My Way“ sang Frank Sinatra 1969. Es ist einer der Songs, der vielleicht bis heute am besten das amerikanische Lebensgefühl beschreibt. Er ist ihn nicht nur gegangen, seinen Weg, er geht ihn immer noch, der Amerikaner. Und die Amerikanerin ihren Weg natürlich auch. Die Ausstellung im Bonner Haus der Geschichte versucht vor allem den Weg nachzuzeichnen, den das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ in Deutschland geebnet hat. Die Spuren führen über die Musik, Jeans und Filme bis zur Hollywoodschaukel im Garten mit Gartenzwerg, und das sowohl in West- wie in Ostdeutschland. Doch genauso wie der amerikanische Weg das Leben der Deutschen pflasterte, rissen diese gelegentlich die Pflastersteine heraus und schickten den „Ami“ nach Hause. Sei es, weil er in Vietnam ein Desaster anrichtete, oder weil er Mittelstreckenraketen bei uns stationieren wollte. 1000 Exponate zeugen von dieser deutsch-amerikanischen Wegstrecke, das Ende des Weges ist dabei noch nicht erreicht. Petra Welzel

HAUS DER GESCHICHTE DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, MUSEUMSMEILE, WILLY-BRANDT-ALLEE 14, BONN, BIS 13. OKTOBER, DI–FR 9–19 UHR, SA/SO 10–18 UHR