Die Zersetzung demokratischer Strukturen durch kommerzielle Interessen ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass Stadtoberhäupter schon nicht mehr so recht zu wissen scheinen, was noch Eigentum der Kommune ist und was schon irgendwelchen Konzernen gehört. Beispiel Hannover. Da beschließt, weil er, und nur er, das Recht dazu hat, der Stadtbezirksrat Bothfeld-Vahrenheide, den bisherigen AWD-Platz in Hannover-Lahe umzubenennen in Swiss-Life-Platz. Irgendwie für sich genommen schon mal geschmacklos. Der AWD (Allgemeiner Wirtschaftsdienst) des Carsten Maschmeyer mit seinen - vorsichtig ausgedrückt - zweifelhaften Geschäftspraktiken im Finanzdienstleistungsgeschäft hat nicht die Patenschaft über eine Straße oder einen Platz verdient. Und vor einem Versicherungskonzern wie Swiss Life als AWD-Nachfolgeunternehmen muss man ebenfalls keine solchen Bücklinge machen, die dabei helfen, dass die "neue Marke Swiss Life Select" die "heutigen Stärken des Unternehmens besser positionieren und zu einer optimierten Marktbearbeitung beitragen" kann (Originalton Pressemitteilung).

Aber damit nicht genug: Hans Mönninghoff, Erster Stadtrat und - nach der Wahl des Oberbürgermeisters Stephan Weil zum Ministerpräsidenten Niedersachsens - amtierender Verwaltungschef der Landeshauptstadt, bedankt sich auch noch artig: "Die Umbenennung dieses Platzes in Swiss-Life-Platz ist ein Bekenntnis des Unternehmens zum Standort Hannover." Als sei es nicht an der Firma, der Stadt zu danken. Am Ende wird die Kommune auch noch die neuen Straßenschilder bezahlt haben - zur Marktoptimierung. hem