20 Tage oder lieber 30 Tage? Auf 20 Tage Jahresurlaub bei einer Fünftagewoche haben alle Beschäftigten in Deutschland gesetzlich Anspruch, auf mehr Tage und ein zusätzliches Urlaubsgeld hingegen nicht. So wie der Erholungsurlaub an sich ein über viele Jahrzehnte von den Gewerkschaften erstrittenes Gut ist, ist es der zusätzliche Urlaubsobulus per Tarifvertrag erst Recht. Und von beidem haben dauerhaft nur Beschäftigte mit Tarifbindung mehr. Kurzum: ver.di macht Urlaub

Offenburg: Hier macht die ver.di-Jugend Urlaub

Darf man über Urlaub reden?

Ein Schlauchboot auf dem Alexanderplatz, Urlaubsdeko - Roland Tremper von ver.di lädt die Berliner/innen lautstark ein, am ver.di-Urlaubsquiz teilzunehmen. ver.dianer/innen reden mit Passanten. Die "ver.di-Aktionswoche Urlaub" ist eröffnet. 30 ver.di-Beschäftigte machen sich auf ins "Alexa", das große Einkaufszentrum am Alex. Sie gehen einzeln oder auch zu zweit in die Läden, wollen mit Beschäftigten ins Gespräch kommen - über den Urlaub und wer ihn durchgesetzt hat, über die Gewerkschaft und was eine Mitgliedschaft bringt.

Alexa Wolfstädter aus dem Bereich der ver.di-Frauenpolitik stellt sich in einem kleinen Modeladen der Verkäuferin vor, fragt nach deren Urlaub. Die junge Frau ist zufrieden mit ihren Urlaubstagen. Sie nimmt dennoch die ver.di-Postkarte zum Thema Urlaub und auch den Zettel mit den Kontaktdaten. Im Nachbarladen kommt der Verkäufer sofort auf die ver.dianerin zu. Er hat mitbekommen, dass die Arbeitgeber im Einzelhandel vor der aktuellen Tarifrunde fast alle Tarifverträge gekündigt haben. Er nimmt mehrere ver.di-Urlaubskarten - "für meine Kollegen gleich mit". In einem großen Modeladen räumt eine Verkäuferin ganz hinten Ware in ein Regal. Sie würde sich am liebsten wegducken: Sie wisse gar nicht, ob sie mit Leuten von der Gewerkschaft sprechen dürfe.

Im "Thalia" treffen zwei ver.di-Sekretärinnen mehrere Mitglieder; eine Buchhändlerin ist erst vor einer Woche in die Gewerkschaft eingetreten. "Schade, sonst hätte ich sie heute werben können", sagt eine ver.di-Sekretärin lachend. cvz


Urlaub vor Werkstoren

Urlaubswetter herrscht in der Bundeshauptstadt und im Brandenburgischen, als viele ver.di-Beschäftigte des Fachbereichs Medien, Kunst und Industrie ausschwärmen. Sie ziehen - ausgestattet mit reichlich Aufklärungsmaterial - vor Betriebe, die seit Jahrzehnten tarifgebunden sind, aber auch vor solche, besonders aus der Branche Papier-, Pappe- und Kunststoffverarbeitung, die in den letzten Jahren im Berliner Speckgürtel auf der grünen Wiese entstanden und nicht tarifgebunden sind.

Veronika Mirschel und Gunter Haake, die sich normalerweise um die gewerkschaftlich organisierten Selbstständigen aus Medien und Kunst kümmern, postieren sich zusammen mit ver.di-Vize Frank Werneke, mit Petra Radtke, Verwaltungsanstellte der Finanzabteilung, und weiteren Kolleg/innen vor den Produktionsstätten der Firmen Panther Print, Panther Display und Wepoba im brandenburgischen Wustermark. Vor den Werkstoren reichen sie den Beschäftigten zum Schichtwechsel Informationsmaterial und versuchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

In Wustermark wie auch anderntags bei Colorpack in Rüdersdorf - jenseits der östlichen Berliner Stadtgrenze - reagieren die meisten der Angesprochenen freundlich, sind aber oft in Eile, wollen mit ihren Autos oder Fahrrädern zum Arbeitsplatz kommen oder ihn verlassen. Die meisten halten dennoch an und lassen sich das Infomaterial ins Auto reichen. Manche nehmen gleich noch mehr zum Verteilen mit in den Betrieb. Der neongelbe "Urlaubsbeutel", den die ver.di-Leute verteilen, enthält eine Checkliste "Entspannter in den Urlaub", die Entgelt-Tabelle des Flächentarifvertrags für die Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitende Industrie, einen Kofferanhänger mit dem Text "Urlaub kommt nicht von ungefähr", das Booklet: "Wie, Urlaub? Was fällt dir ein ..." sowie Kugelschreiber und Feuerzeug. Ein Kollege sagt: "Wurde aber auch Zeit, dass die Gewerkschaft sich hier mal sehen lässt." Und lacht. hem


Unterm ver.di-Sonnenschirm

Die ver.di Jugend hat sich schon am frühen Morgen auf den Platz vor dem Pulverturm der Universitätsklinik Mainz gestellt. Mit Liegestühlen und Sonnenschirm ausgestattet, sieht der Stand nach Urlaub aus. Doch zum Faulenzen sind die sechs ver.di-Jugendlichen nicht hier. Sie wollen Auszubildende der Klinik für ihr Anliegen gewinnen: sieben selbstbestimmte freie Tage zusätzlich. Für viele ist es der erste Kontakt zur Gewerkschaft. Und um nicht nur im Liegestuhl auf sie zu warten, gehen Chris Busch und Jasmin Rockenbach durch die Klassenräume am Klinikum und erzählen, was ver.di für die Auszubildenden tun kann.

Jasmin Rockenbach ist Jugend- und Auszubildendenvertreterin und in der ver.di-Verhandlungskommission für einen Haustarifvertrag für Auszubildende und Praktikanten der Universitätsklinik Mainz. Sie spricht darüber, was es mit den sieben zusätzlichen Tagen auf sich hat. Bislang gebe es in der Logopädie und Physiotherapie keinen einzigen freien Tag außerhalb der festen Ferienzeiten. Doch um so etwas durchzusetzen, brauche die Gewerkschaft Mitglieder, sagt sie. Das kommt an. Später am Stand sind die ver.di-Jugendlichen nicht mehr unter sich. mal


Mit Sonnencreme ins Büro

Stefan Weinmann, im ver.di-Bezirk Bad Kreuznach für Gemeinden zuständig, verteilt auf dem Hof der Zitadelle in Mainz Kuchen, Sonnencreme und Informationsmaterialien, Kofferanhänger mit dem Aufdruck "Urlaub kommt nicht von alleine", Eintrittserklärungen, Kontaktkarten und Broschüren über die Vorteile einer ver.di-Mitgliedschaft. Einen Tag lang stehen ver.di-Hauptamtliche und -Ehrenamtliche hier den Beschäftigten der Stadtverwaltung Mainz für Fragen zur Verfügung. Kleine Gruppen gehen auch durch die Büroräume. Die Beschäftigten der Verwaltung reagieren unterschiedlich. Mancher ist bereits in der Gewerkschaft und vertieft sich gleich wieder in seine Arbeit. Andere sind positiv überrascht, dass sich die Gewerkschafter/innen vor Ort blicken lassen. Manche wollen sich eine Mitgliedschaft überlegen, zeigen sich zumindest interessiert.

Helga Bieser, Mitarbeiterin im ver.di-Bezirk Rhein-Nahe-Hunsrück, findet es wichtig, mit den Leuten über die Rolle der Gewerkschaft ins Gespräch zu kommen: "Urlaubs- und Weihnachtsgeld fallen ja nicht vom Himmel." mal