von Sidar Demirdoegen und Jana Seppelt

Schön sauber soll es werden

Täglich putzen, wischen und kehren Reinigungskräfte der Stadt Ludwigsburg bei Stuttgart hunderte von Quadratmetern Fläche. Sie arbeiten alleine oder in kleinen Teams, oft verteilt über den gesamten Tag: morgens zwei Stunden an einer Schule, nachmittags vier Stunden im Rathaus - so oder ähnlich sieht der Arbeitsalltag der Reinigungskräfte aus. Der überwiegende Teil sind Frauen, meist mit Migrationshintergrund. Seit dem Streik der Gebäudereiniger/innen im Jahre 2009 ist bekannt: Die "unsichtbaren Arbeitskräfte" im Reinigungsbereich können sich wehren. "Und wir können das auch", sagten sich die Reinigungsfrauen der Stadt Ludwigsburg - und ließen am 18. Juli in der Ludwigsburger Fußgängerzone Passanten Klos putzen, um auf ihre zu geringen Zeitvorgaben aufmerksam zu machen.

Es ist das alte Lied: Ein Teil der städtischen Gebäudereinigung wurde 2009 in private Reinigungsfirmen ausgelagert, der andere Teil der städtischen Gebäude wird noch vom eigenen Personal geputzt. Die meisten Fraktionen des Stadtrats sind stolz auf ihre Kosteneinsparungen im Reinigungsbereich. Für die Beschäftigten heißt das jedoch, dass an den Löhnen bei den Fremdfirmen und an den Zeiten für die Dienstleistung gespart wird. Viele Flächen in den öffentlichen Kitas und Gebäuden müssen heute von Fremdfirmen in viel kürzerer Zeit geputzt werden, als intern vor 2009 eingeplant war. Doch auch bei den städtischen Reinigungskräften ist der Rotstift angesetzt worden.

Zwei Stunden Mehrarbeit

Dazu kommt, dass die Stadt seit 2009 systematisch Minusstunden anordnet. Das ist nicht nur rechtswidrig, sondern steigert den Druck. Um das volle Gehalt zu erzielen, müssen die Reinigungskräfte später mehr arbeiten. Nun ist gegen Vertretung kranker Kolleginnen nichts einzuwenden, aber dann sollten die Frauen mitentscheiden können, ob sie Überstunden machen. Viele der Reinigungskräfte sind älter und schaffen es körperlich nicht mehr, wenn unerwartet zwei Stunden Mehrarbeit verlangt werden.

In einer Personalversammlung brachten die Reinigungskräfte mit Unterstützung von ver.di ihre Probleme vor. Die Anordnung der Minusstunden wurde mittlerweile als rechtswidrig bezeichnet. Hinsichtlich der Korrektur der Zeitvorgaben wurde von Seiten der Verwaltung allerdings schon signalisiert, dass man nichts ändern werde. Schließlich "liegen die Richtwerte deutlich über den von Reinigungsfirmen zugrunde gelegten Werten", so die Antwort von Bürgermeister Werner Spec auf einen offenen Brief.

Die engagierten Frauen bleiben jedoch am Ball - mit der Unterstützung des ver.di-Bezirks Stuttgart. Denn im Kern geht es um Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit.