FILM

Mit Kunstblut, Whiskey und tiefen Blicken zur Betriebsratswahl

Freitagnachmittag, 16 Uhr. In den Räumen 406 bis 408 der ver.di-Landesbezirksgeschäftsstelle in Mainz gehen merkwürdige Dinge vor. Computer werden durch mechanische Schreibmaschinen ersetzt, antike Schreibtischlampen und anderer vorzeitlicher Schreibtischschmuck aufgebaut. Jalousien werfen Film-Noir-Schatten auf die Wand, und auf dem Tisch stehen eine Flasche Whiskey und zwei Gläser. Wir sind in den 1940er Jahren im Büro von Phillip Marlowe oder wie Privatschnüffler der schwarzen Serie auch immer heißen. Am Sitzungstisch wird Kunstblut gerührt und in einer Ecke des Raums übt eine Wahrsagerin.

Für die Eingangsszene muss Thomas Wisniewski insgesamt zwei Flaschen Whiskey trinken. Gut, dass es sich in Wirklichkeit um Eistee handelt, denn er muss an diesem Abend noch in fast jeder Einstellung mitspielen. Er gehört zu den Betriebsvertretungen der Stationierungsstreitkräfte der Amerikaner in Rheinland-Pfalz. Einige Kolleg/innen dort hatten die Idee, einen Werbefilm für die bevorstehenden Wahlen zu Betriebsvertretungen zu drehen. Filme drehen ist bei ihnen schon so etwas wie eine Tradition, wurde doch anlässlich der letzten Tarifrunde das Meisterwerk "Harlem-Shake, Uncle Sam Edition" geschaffen. Die Idee eines Films wurde jetzt für die Betriebsratswahlen erneut aufgegriffen.

Neben Thomas spielen noch eine Kollegin und drei Kollegen von den Stationierungsstreitkräften Rollen in der Detektivgeschichte. Eine Verwaltungsangestellte übernimmt den obligatorischen Part der geheimnisvollen Auftraggeberin. Sechs Vertrauensleute aus Krankenhäusern, die zufällig im Haus eine Sitzung haben, werden kurzerhand als Betriebsrat bei der Arbeit gecastet. Nach acht Stunden Drehzeit ist der Film abgedreht. Kameramann und Regisseur Stefan Wagner haben noch zwei Tage mit Schnitt und Nachvertonung zu tun. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, unter diesem QR-Code: