Mit Kunstblut, Whisky und tiefen Blicken zur Betriebsratswahl

Rheinland-Pfalz/Saar - Freitagnachmittag, 16 Uhr. In den Räumen 406 bis 408 der ver.di-Landesbezirksgeschäftsstelle in Mainz gehen merkwürdige Dinge vor sich. Computer werden durch mechanische Schreibmaschinen ersetzt, antike Schreibtischlampen und anderer vorzeitlicher Schreibtischschmuck aufgebaut. Jalousien werfen Film-Noir-Schatten auf die Wand und auf dem Tisch stehen eine Flasche Whisky und zwei Gläser. Wir sind in den 1940er Jahren im Büro von Phillip Marlowe oder wie Privatschnüffler der schwarzen Serie auch immer heißen. Am Sitzungstisch wird Kunstblut gerührt, in einer Ecke übt eine Wahrsagerin. Ein Werbefilm für die bevorstehenden Wahlen zu Betriebsvertretungen ist hier im Entstehen. Nach acht Stunden Drehzeit ist er im Kasten. Kameramann und Regisseur Stefan Wagner haben noch zwei Tage mit Schnitt und Nachvertonung zu tun. Das Ergebnis kann sich mit diesem QR-Code sehen lassen.


Imagepflege statt fairer Löhne

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen - In der Öffentlichkeit sei in den letzten Jahren viel verkehrt dargestellt worden, so Amazon-Regionalleiter Armin Cossmann. Das entstandene Bild will er korrigieren und lud deshalb den Sächsischen Staatsminister Sven Morlok, FDP, sowie die Presse nach Leipzig zu einem Rundgang am Leipziger Standort ein. Die Arbeitsbedingungen, die Bezahlung und die Mitbestimmung stehen schon lange in der Kritik der Gewerkschaften. Die Gegensätze scheinen in Beton gegossen. Amazon beharrt darauf, mit der eigenständigen GmbH in Leipzig ein Logistikunternehmen zu sein und somit dort auf üblicher Tarifhöhe zu bezahlen. Mit dem Einzel- und Versandhandel habe das Unternehmen nichts zu tun. Alle Nachfragen dazu werden von Standortleiter Dietmar Jüngling im gleichen Wortlaut beantwortet: "Wir kaufen und verkaufen nicht, wir picken und packen." ver.di sieht das anders: Amazon soll zu Verhandlungen auf Basis des Tarifvertrages im Einzelhandel bewegt werden. ver.di will faire Löhne durchsetzen und verhindern, dass sich das Unternehmen auf dem Markt Wettbewerbsvorteile zu Lasten der Beschäftigten verschafft. btr


26 Prozent mehr Lohn in zwei Stufen

Hessen - Als "höchsten Tarifabschluss aller Zeiten" bezeichnet ver.di Hessen das Ergebnis für die Beschäftigten der Luftsicherheit am Frankfurter Flughafen. Um mehr als 26 Prozent werden die Stundenlöhne in zwei Stufen angehoben auf 14,50 Euro. Das gilt für die Beschäftigten in der Handgepäck-und Personenkontrolle, aber auch in Bereichen wie der Wagenkontrolle und Flugzeugbewachung. Seit 2005 gilt das Luftsicherheitsgesetz. Danach gibt es in den nicht allgemein zugänglichen Bereichen des Flughafens besondere Befugnisse: Personen, die sich dort aufhalten oder dorthin wollen, können durchsucht werden. Außerdem darf die Luftsicherheit Gepäckstücke, Fracht- und Postgut durchleuchten und durchsuchen. Wolfgang Grimm macht diese Arbeit seit siebeneinhalb Jahren. Konzentration ist gefragt bei der Auswertung der Monitorbilder. Manchmal muss eine andere Perspektive der Kontrolle gewählt werden, um sicherzugehen. Die Arbeit in den verschiedenen Ebenen des Terminals und mit den Passagieren macht er gerne. Den Tarifabschluss begrüßt Wolfgang Grimm, empfindet es allerdings als Wermutstropfen, dass es für vier Monate nach Auslaufen des alten Tarifvertrags keine Regelung gibt. reb