Kopfnoten

Berliner Morgenpost, 2. Januar 2015

Eigentlich kämpft Verdi für einen Tarifvertrag mit besserer Bezahlung beim Onlineversandhändler Amazon. Für Gewerkschaftschef Frank Bsirske ist es nun ein Kampf um die Arbeitsbedingungen in der digitalen Ära schlechthin. Er spricht gar von einem "fundamentalen Konflikt". Auch wenn sein Anliegen prinzipiell nachvollziehbar ist, die Wortwahl ist doch etwas überzogen. Daher die Note 3.


Mit anderen Worten

WirtschaftsWoche, 12. Januar 2015

"Ganze Berufsfelder sind von der Digitalisierung bedroht. Die Frage ist, inwieweit auf die Automatisierung der Muskelkraft eine Automatisierung des Denkens folgt."

Frank Bsirske, Vorsitzender der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.


Immer was zu meckern

Internetworld.de, 7. Januar 2015

Online-Händler können offenbar machen was sie wollen, Verdi findet immer etwas zu meckern. So geschehen beim Berliner Modeversender Zalando. Der hat jüngst einen konzernweiten Betriebsrat nach europäischem Recht gegründet, um dem Vorwurf zu begegnen, bei Mitbestimmungsfragen nicht kooperativ zu sein. Jetzt sollen sechs Betriebsräte unter der Führung des Countrymanagers für Schweden die Interessen der Belegschaft vertreten. Verdi allerdings moniert schon das Wahlverfahren, bei dem kritische Kandidaten außerhalb der Führungsebene keine Chance gehabt haben sollen. Dass es vielleicht gewollt wirkt, dass ausgerechnet ein hoher Manager Betriebsratschef wird, mag als Kritik noch angehen. Ein weiterer Vorwurf mutet indes fast schon wie eine Postillon-Meldung an: Verdi missfällt nämlich, dass die Kandidaten bei einer Vorstellungsrunde Englisch hätten sprechen müssen, was weniger gut qualifizierte deutsche Beschäftigte benachteiligt hätte.


Vergiftete Atmosphäre

Handelsblatt, 29. Januar 2015

Von Rechtsbruch ist die Rede, von Erpressung und von einem lange geplanten Coup gegen die Arbeitnehmer. Vergifteter, das zeigte gestern ein Auftritt von Verdis stellvertretender Vorsitzenden Andrea Kocsis, könnte die Atmosphäre zwischen dem Post-Vorstand und seiner Vize-Aufsichtsratschefin kaum sein. Dabei sehen sich beide Seiten als Beglücker der Belegschaft. Brief-Vorstand Jürgen Gerdes verspricht, 10 000 befristete Stellen in unbefristete zu verwandeln - die freilich nicht mehr nach dem üppigen Haustarif der Post bezahlt werden, sondern nach dem Flächentarif der Speditions- und Logistikbranche. Verdi dagegen kämpft dafür, den Haustarifvertrag für sämtliche Paketzusteller der Post zu retten. (...) Ob Verdi, wie erhofft, Hilfe von der Bundesregierung bekommt, ist allerdings noch fraglicher: Sie ist mit ihrer 21,4-Prozent-Beteiligung größter Dividendenempfänger der Post.


Insbesondere Verdi

Kölner Stadt-Anzeiger, 30. Januar 2015

Gewerkschaften instrumentalisieren (...) Tarifkonflikte immer stärker zur Mitgliederwerbung. Mit Warnstreiks, die für sie kostengünstiger sind als reguläre Streiks, wollen sie sich als starke Organisation präsentieren und zeigen, dass sich die Beitragszahlungen lohnen. Deswegen gibt es zunehmend seltener Tarifrunden ohne Warnstreiks. Bei einigen Gewerkschaften gehören sie mittlerweile gar zum tarifpolitischen Alltag. (...) Das gilt insbesondere für die Gewerkschaft Verdi, was deshalb problematisch ist, weil diese Organisation im Dienstleistungsbereich aktiv ist und sie mit Arbeitsniederlegungen nicht nur Arbeitgeber trifft, sondern unmittelbar auch unbeteiligte Bürger. Das wird sich bald wieder zeigen, wenn es um die Gehälter der Angestellten in den Ländern geht oder um bessere Bezahlung in Sozialberufen. Verdi-Chef Bsirske hat schon Warnstreiks angekündigt, obwohl die Verhandlungen noch gar nicht begonnen haben.