Heike Langenberg ist Redakteurin der ver.di publik

Zum 1. Juli sind die Renten gestiegen. 2,1 Prozent mehr gab es im Westen, 2,5 Prozent im Osten. Und auch für das nächste Jahr sind die Aussichten auf eine weitere spürbare Erhöhung dank der Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Januar 2015 recht gut. Denn die Rentenerhöhung richtet sich teilweise nach der Entwicklung der Bruttolöhne im Vorjahr, also auch nach dem, was Gewerkschaften in Tarifauseinandersetzungen durchgesetzt haben.

So weit, so gut? Mitnichten. Denn das Rentenniveau insgesamt, also die Höhe der Altersversorgung im Vergleich zum Arbeitseinkommen, sinkt spürbar. Das ist politisch gewollt. Anfang des Jahrtausends hat die damalige rot-grüne Regierungskoalition unter Bundeskanzler Gerhard Schröder, SPD, das Prinzip aufgegeben, dass die gesetzliche Rente den erreichten Lebensstandard im Alter sichert. Stabile Beiträge wurden dafür versprochen, in erster Linie, um den Arbeitgebern einen Gefallen zu tun, die die gesetzliche Rentenversicherung zur Hälfte tragen. Zur Sicherung ihres Lebensstandards sollten die künftigen Rentner/innen fortan privat vorsorgen, mit einem Zuschuss von Vater Staat (Stichwort: Riester-Rente). Aber wer hat dafür in Zeiten zunehmender prekärer Arbeitsverhältnisse noch Geld?

Die aktuellen Zahlen zeigen die Realität. Für viele Frauen liegt die gesetzliche Rente schon heute unter 773 Euro, so dass sie Grundsicherung beantragen können bzw. müssen. Auf durchschnittlich 755 Euro kommen sie im Osten, auf 512 Euro im Westen. Versicherungsverläufe mit meist familiär bedingten Lücken oder Einbrüchen und die oft niedrige Bezahlung in vermeintlichen Frauenberufen hinterlassen ihre Spuren. Doch auch immer mehr Männer fehlt es im Alter an Geld. Ihre Durchschnittsrente liegt jetzt bei nur noch 1000 Euro. Ein Rentenniveau von 47 Prozent errechnet die Deutsche Rentenversicherung derzeit - Tendenz: weiter fallend. Und erreichbar übrigens nur für den Rentner, die Rentnerin, der/die 45 Versicherungsjahre lang mindestens durchschnittlich verdient hat. Das ist die Basis für eine weiter wachsende Altersarmut. Verantwortlich ist die Politik. Sie muss Abhilfe schaffen.