Ausgabe 05/2015
So rollt der Bus noch besser
Generationsübergreifend: Kolleginnen und Kollegen der MVG in Aktion
Bei den diesjährigen Tarifverhandlungen bei der Münchner Verkehrsgesellschaft MVG hat ver.di ein gutes Ergebnis für die Beschäftigten erzielt. Das bedeutet für die Nutzer des MVG, immerhin bis zu 1,8 Millionen täglich, dass sie keine weiteren streikbedingten Beeinträchtigungen auf dem Weg zur Arbeit befürchten müssen.
Warum, stellt sich vielleicht manch einer die Frage, warum klappt das manchmal ohne Streik und in anderen Fällen wieder nur mit einem harten Arbeitskampf? Franz Schütz, ver.di-Fachsekretär Verkehr in München und Verhandlungsführer, erklärt sich das im aktuellen Fall so: "Bei der MVG sind die meisten Beschäftigen in der Gewerkschaft ver.di organisiert. Der Arbeitgeber ist regional aufgestellt, hat also auch noch einen anderen Bezug zu seinen Beschäftigten, auch wenn er im Wettbewerb steht."
Harte Verhandlungen waren es trotzdem. Immerhin dauerte es fünf Verhandlungsrunden, bis der Tarifvertrag unter Dach und Fach war. Von einem schnellen oder einem leicht erreichten Abschluss kann man also nicht reden. Vom Himmel ist auch dieser Tarifvertrag nicht gefallen.
Ein Abwägen der Interessen
Auch hier verhandelten ver.di-Mitglieder aus dem Betrieb und ver.di-Hauptamtliche mit dem Arbeitgeber. Der Vorteil: Die Kolleginnen und Kollegen sind selbst betroffen, wissen also, wo der Schuh drückt, z.B. bei den hohen Lebenshaltungskosten in München. Und sie wissen, was den Bus-, Tram- und U-Bahnfahrer/innen besonders wichtig ist. Diese Punkte kommen dann in den Verhandlungen auch auf den Tisch. Manches versucht der Arbeitgeber zu kontern, manchen Argumenten kann er nichts entgegensetzen.
Mitglieder der ver.di-Tarifkommission nach den MVG-Verhandlungen
Es ist ein Abwägen der gegenteiligen Interessen. Wenn der Arbeitgeber am längeren Hebel sitzt, weil er weiß, dass viele Beschäftigte für ihre eigenen Interessen keinen Finger rühren und auch keine Gewerkschaftsmitglieder sind, dann kann er seine Interessen leichter gegen die der Arbeitnehmer durchsetzen. Bei Tarifverträgen geht es letztlich immer auch um Machtfragen. Um ihre Position zu halten, machen Arbeitgeber stets eines: Den Tarifvertrag auf alle Beschäftigten übertragen und nicht nur den Gewerkschaftsmitgliedern zugutekommen lassen, für die allein ein Tarifvertrag zwingend gültig ist.
So bekommen also auch alle Beschäftigten bei der MVG Dank der ver.di-Mitglieder im Betrieb eine zweistufige Gehaltserhöhung von 3,5 Prozent zum 1. Juli 2015 und 3,3 Prozent zum 1. Mai 2016 sowie weitere Leistungen. Auch eine Beschäftigungssicherung bis 2020 gehört zum aktuellen Tarifabschluss.
MVG-Chef Herbert König lobt die "konstruktiven Verhandlungen", die stattgefunden hätten, und Franz Schütz spricht von einem "sehr akzeptablen Ergebnis". Ein Ergebnis ist letztendlich immer ein Kompromiss. "Aber der Kompromiss macht mehr Spaß, wenn er bei den ver.di-Mitgliedern im Betrieb gut ankommt", sagt Franz Schütz.