Die Welle der Willkommenskultur ebbt spürbar ab, Forderungen nach festzuschreibenden "Kapazitätsgrenzen" und rechtspopulistisch bis offen rassistische Beiträge prägen mittlerweile die öffentliche Diskussion. Dazu wüten quer durch die Republik Nazis in ungehemmter Weise, fast täglich brennen Unterkünfte und von Migrant/innen bewohnte Häuser.

Gewerkschaften beziehen klar Stellung und schreiten ein bei Rassismus, populistischer Hetze und Gewalt gegen Geflüchtete. Darüber hinaus fordern sie auch alle Bereiche der Zivilgesellschaft auf, ihre Kompetenzen im Sinne eines solidarischen Miteinanders aller Menschen in diesem Land einzubringen.

Der ver.di-Bezirk Stuttgart hat sich vorgenommen, auch praktisch etwas zu tun, das über die unbestreitbar wichtige Nothilfe wie Unterbringung, Verpflegung und Betreuung von Geflüchteten hinausgeht. Der Bezirk will eine gewerkschaftliche Kultur entwickeln, in der nicht über, sondern mit Geflüchteten geredet und gearbeitet wird.

Dabei sieht es die Gewerkschaft als ihre Pflicht, die hart erkämpften Arbeitsstandards gegen Angriffe aus Politik und Wirtschaft zu verteidigen und den neuen Kolleg/innen die Informationen und Hilfen zu bieten, die sie auf dem hiesigen Arbeitsmarkt benötigen. Eine Aussetzung des Mindestlohns sowie vermeintlich nötige Sonderregelungen zur Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt sind dabei der falsche Weg. Vielmehr müssen Bildungsmaßnahmen ausgebaut werden. ver.di fordert zudem Erleichterungen und realitätsnahe Kriterien bei der Anerkennung von Berufserfahrungen und -abschlüssen sowie eine Joboffensive im öffentlichen Dienst. Die Gewerkschaft sieht sich in der Verantwortung, sich für einen gleichberechtigten Zugang von Einwander/innen in den Arbeitsmarkt einzusetzen. Nur so kann verhindert werden, dass hiesige und neu eingewanderte Beschäftigte gegeneinander ausgespielt und soziale Standards gesenkt werden, um Profite zu steigern.

Union4Refugees

Auf Initiative des ver.di-Migrationsausschusses wurde das Projekt "Union4Refugees" gestartet. Eine Gruppe von Ehrenamtlichen führt Infoveranstaltungen für Geflüchtete durch, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Die Ehrenamtlichen beraten und klären über wesentliche Punkte des Arbeitsalltags auf: Arbeitszeitgesetz, Mindestlohn, Rechte und Pflichten am Arbeitsplatz. Die Veranstaltungen können in Unterkünften, in Volkshochschulen, bei Sprachkursen oder im Gewerkschaftshaus stattfinden. Das Projekt sendet ein deutliches Signal an die Geflüchteten: Die Gewerkschaft ist die Organisation aller Erwerbsabhängigen und alle sind bei ver.di willkommen. Der ver.di-Bezirk Stuttgart schätzt die Bereicherung und sieht die Aufnahme von Geflüchteten als Teil seiner Organisationsarbeit. Von daher sagt er mit gutem Recht: Refugees welcome!