Petra Welzel ist Redakteurin bei ver.di publik

Ihre Freunde haben sie um ihre Jobs beneidet. Sie, das sind 28 junge Beschäftigte, die einen Betriebsrat gründen wollten und deshalb ihren Job verlieren sollen. Sie, das ist auch die Generation App, die Smartphone-Generation. Sie sind diejenigen, die in einer Welt der Werbung groß geworden sind, die studiert haben und heute Mediengestalter oder Werbetexterinnen sind. Was kann da cooler sein, als für einen Online- und App-Spiele-Entwickler zu arbeiten. Das ist, wie den ganzen Tag das eigene Leben leben, das macht man dann auch erst mal für jeden Preis. Zudem schmückt sich Deutschlands größter Spieleentwickler, Goodgame Studios in Hamburg, mit einem eigenen Pool, Ökofrühstück und Feierabendbier. Da glauben Berufseinsteiger/innen mit einem Job im sogenannten Hamburger Silicon Valley tatsächlich einen Volltreffer gelandet zu haben.

Die Ernüchterung kommt, wenn sie merken, dass außer sehr viel Arbeit und ziemlich wenig Geld nicht viel vom eigenen coolen Leben bleibt. Zu Recht fordern deshalb jene jungen Beschäftigten einen Betriebsrat, weil Freibier eben auf Dauer das Leben nicht planbar macht. Und mit ihrer Meinung sind sie auch längst nicht mehr allein. Immerhin entschieden sich knapp 500 von insgesamt 1.036 Mitarbeiter/innen auf einer von ver.di durchgesetzten Betriebsversammlung für die Wahl eines Betriebsrats. Das ist zwar noch nicht die Mehrheit, aber doch eine Anzahl, die sich nicht ignorieren lässt.

"Du bist der König", lautet der Werbespruch zum Goodgame-Bestseller Empire, mit dem das Unternehmen Millionen Gewinne macht. Die Beschäftigten sind in diesem Millionenspiel bisher nur Untergebene, die auf Standby gehalten werden. Doch es besteht kein Grund einzuknicken, wenn ein Arbeitgeber wie Goodgame - zudem mehrfach von Politik und Wirtschaft geadelt - mal eben 28 Leuten aus fadenscheinigen Gründen kündigt. Aber das Leben ist nun mal kein Spiel, das Arbeitsleben schon gar nicht. Da muss man wie in Empire für den beneidenswerten Job auch mal in die Schlacht ziehen.