Aktiv relaxed: Uschi Hofmann und Tino Dietl-Dinev bei der ver.di- "Aktion Urlaub" vor dem Münchner Rathaus

München & Region - Unter den Personalräten bei der Landeshauptstadt München ist in diesen Wochen allerhand Hektik und Aufregung zu spüren. Die Personalratswahlen werfen ihre Schatten voraus. Anlass genug für ein Gespräch mit Uschi Hofmann, der Vorsitzenden des Gesamtpersonalrats (GPR), und ihrem Stellvertreter Tino Dietl-Dinev. Uschi Hofmann ist zudem auch noch die ver.di-Vorsitzende in Deutschlands größter Kommunalverwaltung mit über 34.000 Beschäftigten.

Unser Gespräch beginnt mit einer etwas provokanten Frage: "Wenn die ver.di-Personalräte in den letzten vier Jahren das Ohr bei den Beschäftigten hatten, mit ihnen geredet und ihre Interessen gut vertreten haben, dann müssten sie doch eigentlich gar keinen Wahlkampf machen - oder?" Die Frage sitzt. Kurzes Nachdenken. Dann geben mir die beiden Recht. Allerdings würden Erfolge oftmals viel zu schnell wieder vergessen. Deshalb gelte auch hier: Tue Gutes und rede darüber.

Nachgebohrt, weshalb die städtischen Beschäftigten ausgerechnet die Kandidaten der Gewerkschaft ver.di wählen sollten, antwortet Uschi ohne Zögern: "Weil wir die einzigen sind, die was tun und die was erreichen. Weil wir nicht nur Hochglanzbroschüren drucken, sondern auf den Arbeitgeber zugehen und mit ihm verhandeln."

Beispiel "Zuvielarbeit"

"Wir Personalräte können nur dann erfolgreich sein, wenn wir eine starke Gewerkschaft hinter uns haben", setzt Tino Dietl-Dinev nach. Dann könne mehr erreicht werden. Als Beispiel nennt er das Thema "Zuvielarbeit" bei der Feuerwehr. Der gewerkschaftliche Druck auf die Politik und die anschließenden Aktivitäten des Personalrats hätten dazu geführt, dass Nachzahlungen in Höhe von Tausenden von Euro pro Person herausgeholt worden seien.

"Ich habe als GPR-Vorsitzende enge Grenzen bei der Durchsetzung von Forderungen. Die Möglichkeiten, die mir das Personalvertretungsgesetz gibt, sind sehr bescheiden. Deshalb brauche ich flankierend die Gewerkschaft", sagt Uschi. " Das sei auch der Grund gewesen, warum sie sich als städtische ver.di-Vorsitzende habe wählen lassen.

Was wollen sie anpacken, wenn sie wieder gewählt werden? Tino fordert, dass die städtische IT, Informations-Technologie, sich an den Beschäftigten orientieren müsse. Die Unterordnung des Personals unter die IT sei der falsche Weg. Für Uschi ist die Personalgewinnung eins der größten Probleme in den nächsten Jahren. Der Arbeitsmarkt für den öffentlichen Dienst sei leergefegt. Auch die Schaffung von bezahlbaren Wohnungen habe deshalb oberste Priorität.

Ab Juli 2016 werden die Personalräte mit Alexander Dietrich einen neuen Verhandlungspartner auf der Arbeitgeberseite haben. Uschi und Tino fordern von ihm eine Beteiligung auf Augenhöhe. Bevor Fakten geschaffen würden, müsse mit- einander geredet werden. Und es komme darauf an, pragmatische Lösungen zu finden. Nach einem ersten Vorgespräch hätten sie "ein gutes Gefühl". Zunächst aber haben die Beschäftigten das Wort, beziehungsweise das Kreuz. In der Zeit vom 6. bis 8. Juli 2016 wählen sie die städtischen Personalräte und entscheiden damit, wer in den nächsten fünf Jahren ihre Interessen vertreten wird.

Heinrich Birner