Andreas Föhr: Eisenberg

Ein bisschen Medienpräsenz und das angenehme Gefühl, etwas Gutes zu tun - das verspricht sich Dr. Rachel Eisenberg von ihrem neuen Fall. Die renommierte Münchner Anwältin verteidigt einen Obdachlosen, der des Mordes an einer Studentin beschuldigt wird. Als sie ihrem Mandanten zum ersten Mal gegenübersitzt, ist Eisenberg bestürzt. Der mutmaßliche Täter entpuppt sich als Heiko Gerlach, einst Physikprofessor und Partner der Anwältin. Mit dieser Konstellation beginnt Andreas Föhr seinen flotten Justizkrimi. Man spürt, dass der Autor selbst Anwalt war - in leicht ironischem Ton erzählt Föhr gekonnt von widersprüchlichen Ermittlungen, falschen Geständnissen und psychiatrischen Gutachten. Juristisches Fachwissen liefert allerdings nur den Hintergrund. Viel mehr Wert legt Föhr darauf, die Motive seiner Figuren deutlich zu machen. Eisenbergs Wunsch etwa, die Unschuld Gerlachs zu beweisen. Und ihre Enttäuschung darüber, dass der Fall viel komplexer ist als erwartet. Ganz nebenbei bringt Föhr auch noch die Themen Mobbing in der Schule und Einwanderung aus dem Kosovo unter - diese Vielfalt sorgt für anregende Unterhaltung. Günter Keil

Droemer Verlag, 510 S., 14,99 €


François Roux: Die Summe unseres Glücks

Frankreich, Anfang der 80er Jahre. In der Aufbruchstimmung nach Mitterands bahnbrechender Wahl machen sich vier junge Männer aus der Bretagne auf den Weg, um die Welt und ihren Platz im Leben zu erobern. Rund 30 Jahre später wird Bilanz gezogen. Mittlerweile hat sich ein tief greifender Wandel vollzogen - technologisch, wirtschaftlich, politisch, im Arbeitsleben und in der Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund waren nicht alle der Freunde erfolgreich, aber auch der Erfolg war keine Glücks-Garantie. Im Gegentei, da kommt selbst die Addition des Erreichten auf ein eher mageres Ergebnis. Erst spät keimt für drei der Männer - mittlerweile um die 50 - neue Hoffnung auf. Zurück in der bretonischen Heimat und rund um einen Tag, an dem wieder ein Sozialist zum Präsidenten gewählt wurde. Ein packendes Buch über Freundschaft, Rivalität, verlorene Illusionen und die - erwachsene - Erkenntnis, dass Glück ein flüchtiges Gut ist. Schließlich kommt es im Leben vor allem auf Zufriedenheit an, wie auch Helmut Schmidt schon betont hat. Tina Spessert

Piper, Ü: Elsbeth Ranke, 635 S., 24 €