Der ver.di Jugend mischte kräftig in der Tarifrunde im Öffentlichen Dienst mit

Im September 2013 hat Felix Sommerfeld seine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger am Helios-Klinikum Schleswig begonnen. Knapp ein Jahr später störten ihn Überstunden und schlechte Ausbildung in der Praxis. "Nervige Sachen", wie er selbst sagt. Er entschloss sich, bei den Wahlen zur Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) zu kandidieren. Mit Erfolg.

Doch einmal im Amt, war es schwierig. Informationen fehlten, Schulungen, Fachwissen, einfach alles, was er und seine Mitstreiter/innen für eine erfolgreiche Arbeit gebraucht hätten. "Wir waren fünf Alleinkämpfer ohne Wissen", sagt Sommerfeld. Nur einer aus dem Quintett, Max-Andre Rojem, war schon ver.di-Mitglied. Doch die Idee, sich Hilfe bei der Gewerkschaft zu holen, war auch nicht so erfolgreich wie erhofft. Dort fehlte ihnen ein Jugendsekretär. Stattdessen fühlte sich Felix Sommerfeld wie in einem Verkäufergespräch. Das Ziel: seine ver.di-Mitgliedschaft.

Erst als mit Sascha Bähring ein Jugendsekretär im Bezirk Schleswig-Holstein Nordost seine Arbeit aufnahm, hatte Felix Sommerfeld den Ansprechpartner, den er gesucht hatte, und unterschrieb den Aufnahmeantrag. Mit Seminaren in der zentralen ver.di-Jugendbildungsstätte Naumburg, aber auch auf Landesebene und im Bezirk wurden Felix und seine Mitstreiter/innen fit gemacht für die JAV-Arbeit. Aber auch mit Mitgliedergewinnung setzten sich die fünf intensiv auseinander und wurden darin geschult.

Eins-zu-Eins-Gespräch

"Strukturierte Erstansprache" sei ein Mittel zum Erfolg, sagt Felix Sommerfeld. Der erste Brief von ver.di komme schon vor Ausbildungsbeginn, in der ersten Ausbildungswoche besucht die JAV die Neuen. Den größten Erfolg aber hätten, sagt der 25-Jährige, die Eins-zu-Eins-Gespräche bei Aktionen, sei es in der Tarifrunde oder in der Mittagspause. "Dabei zählt der Blick für jeden Einzelnen", sagt der angehende Gesundheits- und Krankenpfleger. Individuelle Ansprache statt Verkaufsgespräch, sagt er, der selbst so lange gezögert hat, ver.di-Mitglied zu werden.

Der Erfolg spricht für sich. Mittlerweile sind 85 Prozent der rund 120 Azubis am Klinikum ver.di-Mitglied, früher waren es gerade einmal fünf Prozent. Das spiegelt sich auch in der Jugendarbeit im Bezirk wider. Das Interesse an der Mitarbeit im Bezirksjugendvorstand wuchs. 15 Kolleg/innen arbeiten hier mittlerweile mit, in erster Linie vom Klinikum, dem größten Arbeitgeber der Region, und den Stadtwerken. Sie mischten unter dem Motto "Dreist und unbezahlbar" kräftig bei der Tarifrunde im Öffentlichen Dienst mit, präsentierten sich aber auch beim Tag der Pflege im Mai. Weitere Aktionen sind geplant, weitere aktive Jugendliche jederzeit willkommen.

Und was bringt es nun, ver.di-Mitglied zu sein? "In einer Gewerkschaft ist man abgesichert", sagt Felix Sommerfeld. Wichtig sei die gewerkschaftliche Bildungsarbeit. Man lerne die eigenen Rechte kennen und erfahre, wie man sie wahrnehmen kann. So habe er gar nicht gewusst, dass es im Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst eine Übernahmeregelung gibt. Das hat er erst durch ver.di erfahren.