Ein Volk stimmte ab am 23. Juni 2016: Es wählte den "Brexit", den Ausstieg der Briten aus der Europäischen Union. Ein anderes Volk stimmte ab am 27. November 2011: Es wählte den "Stentry", den Einstieg Stuttgarts in einen neuen Bahnhof - tiefer gelegt, aber mieser als der alte. In beiden Voten steckt ziemlich viel Gefühl und nur wenig Sinn für Fakten und Folgen. Was der Brexit anrichtet, offenbarte sich schnell: der Zerfall eines Königreichs und seiner Währung. Die Misere von Stuttgart 21 hingegen zieht sich immer länger hin. So wird der Tiefbahnhof - seriös gerechneten Zahlen zufolge - mit rund zehn Milliarden Euro sogar noch teurer als der jüngst vollendete Ausbau des Panama-Kanals. Und er wird, wenn überhaupt, viel später fertig als geplant - von anderen gravierenden Mängeln einmal ganz abgesehen. "Eine Milliarden verschlingende Fehlinvestition" nannte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske das Projekt in einer Grußbotschaft an Demonstrierende am Vortag von Baden-Württembergs Volksabstimmung - und "die Gelder, die hier konzentriert werden, fehlen an anderer Stelle". Da wird er wohl Recht behalten.